Full text: Kepler. Galilei

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gebildet fjatie 34:i ). Verhältnismäßig korrekt ist die Erklärung 
der Passatwinde 344 ), höchst beachtenswert, was von den 
Meeresströmungen und von der Bildung stehender Wellen 
in einem Wasserbecken ausgesagt wird 343 ). Dagegen ist 
nicht zu leugnen, daß es der geniale Mann hier nicht — und 
wir dürfen hinzusetzen, auch später nicht — zu einer grund 
sätzlich festen Formulierung des Trägheitsgesetzes gebracht 
i)ctt 346 '). Dieser Punkt bedarf einer etwas anssührlicheren 
Erörterung. 
Beim Kardinale Nikolaus von Eues ist nach Wohl- 
unii 347 ) insofern ein Fortschritt über das aristotelische Dogma 
hinaus zu verzeichnen, als bei ihm von einem „motu« im- 
pressus u die Rede ist, und die Tendenz des Beharrens in 
der Bewegung wurde zuerst von Lionardo da Vinci ausge 
sprochen. Alsdann können die Arbeiten Benedettis 343 ) als 
eine Etappe auf dem Wege zur Wahrheit angesehen werden, 
und unter dem Einflüsse dieses gelehrten Venetianers steht 
Galilei bei Abfassung der uns bekannten Jugendschrift. Seil 
1612 war er im Besitze einer Formulierung des Beharrnngs- 
gesetzes, welche für die dem „Dialoge" vorschwebenden Ziele 
ausreichte, jedoch keine allgemeine war 34 "). Eine solche ist 
deiln auch von Galilei niemals gegeben worden. Er stand 
ihr so nahe, das; er — so meinen wenigstens wir Epigonen 
— nur zuzugreifen brauchte, allein er überließ trotzdem den 
letzten Schritt dem genuesischen Mathematiker Baliani 3 ^), der 
seit 1639 darüber mit ersterem korrespondierte und später die 
zutreffende Behauptung aufstellte, daß jeder bewegliche und auch 
bewegte Körper all und für sich den Zustand vollkommenster 
Indifferenz gegen Ruhe wie gegen Bewegung wahre. Uild 
diese entscheidende Schlußfolgerung zog Baliani aus dem 
voll Galilei sorgsam vorbereiteten Materiale, obgleich sein 
größeres mechanisches Werk 334 ) sonst keineswegs ans Galilei 
scher Grundlage fußt. 
Daß eine zwar originelle, in dieser Form aber unrichtige
	        
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