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Jnkorruptibilität an sich trügen, noch in voller Kraft dastand,
bereitete sich von verschiedenen Seiten her eine Bewegung vor,
durch welche diesem Axiome ein Ende für alle Zeiten bereitet
werden sollte, und das; an dieser Bewegung sich ein Galilei
mit Lebhaftigkeit beteiligen mußte, liegt in der Natur der
Sache. Gewisse dunkle Stellen, von den Späteren „Sonnen
flecke" genannt, hatten bereits die chinesischen Himmelsbeobachter
kinerit 430 ), aber im christlichen Abendlande wußte man selbst
verständlich nichts von dieser Errungenschaft des fernen Ostens,
und es blieb dem neuen Fernrohre vorbehalten, der Sonne
die ihr von den Aristotelikern beigelegte Eigenschaft absoluter
Reinheit und Uugetrübtheit zu nehmen. Chronologisch darf
als der erste, der Sonnenflecke sah und zugleich besonderer
Beobachtung würdig erkannte, der Friese Johann Fabrieins
genannt werden 4 ^). Aber das größere Publikum nahm von
dem bescheidenen Schristchen, worin der neuen Entdeckung
gedacht war, keine Notiz, und Aussehen begannen die
Sonnenflecke erst zu erregen, als ihretwegen der heftige lü-
terarische Kamps losbrach, dessen Schilderung unsere nächste
Ausgabe sein muß.
Christoph Scheiner erzählt in der Einleitung zu dem
großen Werke 432 ), welches die Grundlegung der modernen
Sonueuphysik enthält, weitläufig, daß er im März 1611, vom
Turme der Kirche zum heiligen Kreuz in Ingolstadt, an der
durch einen Nebelschleier bedeckten Sonne durch sein eine acht-
hundertfache Vergrößerung ermöglichendes Fernrohr dunkle
Stellen in jener wahrgenommen habe. Scheiner und sein
Gehilfe Cysatus sprachen über diese merkwürdige Beobachtung
mit dem Ordensprovinziale Busaeus, und da dieser, ein Peri-
patetiker alten Schlages, die Sache etwas mißtrauisch auf
nahm, so beschlossen sie, mit einer Veröffentlichung vorläufig
noch zurückzuhalten 433 ). Das ging jedoch nicht lange an,
denn inzwischen hatte in dem wenig entfernten Augsburg der
dortige Patrizier Marx Welser, ein eifriger Freund der Wissen-