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fassen, aber grundsätzlich wies Kepler die Sache gleichwohl
nicht von der Hand. Natürlich aber wollte er die Erfüllung
der Bedingungen, unter welchen ihn der Herzog in seinen
Dienst genommen, von neuem zugesichert haben, und da es
hiermit nicht vorwärts ging, so blieb er einstweilen in Sagau,
ohne den ihm zugedachten neuen Posten anzutreten. Am
18. April 1630 wurde ihm (s. o.) sein jüngstes Töchterchen
geboren, und ans dem nächsten Halbjahre liegen gar keine
authentischen Nachrichten mehr vor. Jedenfalls beschäftigte
sich Kepler in dieserZcit angelegentlich mit den Vorbereitungen zu
der großen Reise, welche er plante, und welche, statt die erhoffte
günstige Schicksalswendung zu bringen, seine letzte werden sollte.
Es war nämlich der Entschluß in ihm gereist, sich an
die Vertretung der deutschen Fürsten, an den Reichstag in
Regensburg zu wenden, um endlich die Deckung der von zwei
Kaisern nicht berichtigten, großen Schuld zu erlangen, an
deren Eintreibung er so oft schon Zeit und Kraft gesetzt hatte.
Gelang ihm die Verwirklichung dieser Absicht, wurde ihm die
sehr bedeutende Summe 98 ) wirklich ausbezahlt, dann dursten
er und sein Haus sorglos der Zukunft entgegenblicken. Jni
Spätherbst 1630 machte er sich aus den Weg, zu Pferde
natürlich, wie es allgemeiner Gebrauch des Zeitalters war.
Zu Leipzig wurde vorübergehend Rast gehalten"H; von hier
ist der letzte uns erhaltene Brief, an den treuen Freund-
Bernegger, datiert. Die Ankunft in Regensburg erfolgte zu
Ende des Monats Oktober, aber an die Abwicklung seiner
Geschäfte konnte der aufs äußerste ermüdete Mann nicht mehr
denken. Eine durch Erkältung entstandene, durch Übermüdung
verschlimmerte Krankheit 10 °) warf ihn darnieder, und wiewohl
ihm sorgfältige Pflege nicht gefehlt zu haben scheint^), ver-
niochte der von Hause aus ja zarte Körper 102 ) keinen Wider
stand mehr zu leisten 103 ). Am 15. November neuen (5. No
vember alten) Stiles verschied er ruhig und gottergeben, wie
er im Leben gewesen war, und vier Tage später begrub man