Full text: Kepler. Galilei

hat seinen Argumenten Recht gegeben. Seit dem Jahre 1700 
gilt in Deutschland unbestritten der gregorianische Kalender, 
gegen den heutzutage nur noch die Länder vom griechisch- 
katholischen Ritus sich ablehnend verhalten. Gelegentlich sei 
noch erwähnt, daß Kepler mit vorahnendem Blick auch schon 
die Frage des Normalmeridianes und der Einheitszeit gestreift 
und sich für die Zählung der astronomischen Längen vom 
Meridiane Roms aus erklärt hat^Z. 
Die zahlreichen anderen Schriften Keplers über chrono 
logische Probleme können für die Nachwelt nicht mehr die 
gleiche Bedeutung beanspruchen, wie für das XVII. Jahr 
hundert, allein als Proben umfassender Gelehrsamkeit und 
kritischer Scharfstnnigkeit sind sie nichts destoweniger schätzens 
wert genug. Einige derselben seien hier nur der Vollständig 
keit halber zitiert 178 ). Die Fixierung des Datums der Welt 
erschaffung war damals eine der modernsten Aufgaben, der 
sich denn auch Kepler nicht entziehen mochte; er rechnete das 
Jahr 3993 v. Chr. heraus 179 ). Unzweifelhaft richtiger ist 
seine mit der hergebrachten in Widerspruch stehende Ansicht 
von dem Geburtsjahre Christi. Die jetzt allgemein herrschende 
Überzeugung, daß Dionysius Exiguus bei der Bestimmung 
dieser geschichtlichen Fundamentalepoche einen bedeutenden Irr 
tum begangen habe, war in Keplers Tagen noch wenig ver 
breitet; doch hatten sich bereits Roeslin, Calvisius und Scaliger 
in ähnlichem Sinne vernehmen lassen, indem sie nur die Größe 
des begangenen Fehlers unterschätzten. Dagegen führte Kepler 
den Nachweis 18 °), daß der Erlöser im Jahre 748 nach der 
Erbauung Roms zur Welt gekommen sei, und polemisierte 
dabei ziemlich scharf gegen Roeslin, mit dem er ja auch eine 
astrologische Fehde geführt hatte. Der aus Chronologie be 
zügliche Briefwechsel des Unermüdlichen ist gleichfalls ein sehr 
reichhaltiger, und es stehen in dieser Beziehung als Korre 
spondenten in erster Reihe Herwart von Hohenburg und Seth 
Calvisius 181 ), dessen Methode, Geschichtsangaben durch gleich-
	        
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