Full text: Sphaera

3. Zwölfgötter und Tierkreiszeichen. 
477 
äpiGpöv, ujv exacTiu pfjva xai tüuv buobexa XeYOjuevwv Zipbiuuv ev Trpoc- 
vepouci. Die Namen dieser Monatsgötter sind uns in einheimischen Quellen 
erhalten; es giebt jedoch Varianten und eine andere Zwölfgötterreihe geht 
daneben her. 1 ) Unmittelbare Beziehungen zwischen diesen babylonischen 
Reihen und der des Eudoxos sind höchstens in Einzelheiten zu beobachten: 
etwa in dem Umstand, dafs an 6. Stelle hier Istar, dort Demeter, an 8. 
hier Marduk, dort Ares erscheint. Wenn Apollon bei Eudoxos an der 
3. Stelle, unter den Zwillingen, vorkommt, so ist ein Zusammenhang mit 
der Deutung der Zwillinge als Apollon und Herakles, die in astrologischer 
Tradition schon seit Varro vorkommt, wohl schwerlich zu bestreiten. In 
der babylonischen Monatsliste steht hier Sin, Erstgeborener des Bel, der 
sich mit dem Zeussohn Apollon vergleichen liefse. 
Man sieht, dafs diese Ähnlichkeiten nur vereinzelt sind; was man mit 
voller Sicherheit behaupten darf, ist nur, dafs die tutela der Götter über 
Tierkreiszeichen und Monate eine babylonische Idee ist, die Eudoxos direkt 
von dort oder durch ägyptische Vermittlung erhalten hat. Den Zwölf- 
gotterkreis aber, den der griechische Astronom dem Tierkreis und den 
Monaten anglich, fand er schon fertig vor: er übernahm eben die längst 
vorhandenen bwbexa 9eoi, wie sie in Athen auf dem Markt standen. Dafs 
es bei dieser alten Götterauslese nun freilich gerade zwölf geworden waren, 
ist weder mit dem ziemlich leeren Wort von der „beliebten Gruppenzahl“, 
noch mit den rhetorischen Fragen, die Lehrs an die Sache knüpft (Popul. 
Aufs. S. 236 f.), erklärt. Wenn die Zwölfzahl schon bei Homer eine Rolle 
spielt, so wird man dafür ebenso gut einen Grund suchen müssen, wie 
für die grofse Bedeutung der Siebenzahl im Apollokult, über die kürzlich 
Roscher (Philol. 60, 360 fl.) und Diels (Ein orphischer Demeterhymnus, 
Festschr. f. Gomperz S. 8 ff.) gesprochen haben: beide Zahlen sind am 
Sternhimmel durch natürliche Verhältnisse ganz eigentlich „geoffenbart“, 
und das legt die Antwort sehr nahe, woher ihre Geltung nach Griechen 
land gekommen ist. Es mufs sich hier um sehr frühe Einflüsse des Orients 
.handeln; Diels denkt bei der Siebenzahl an das 2. vorchristliche Jahr 
tausend. Das Vorkommen eines Zwölfgötterkreises ist beinahe für die 
ganze alte Kultur weit bezeugt; aufser bei Babyloniern und Ägyptern findet 
er sich bei Griechen und Römern, bei Samniten und Etruskern. Die 
Zwölfzahl kann kaum anders als aus Zodiacus oder Monatsreihe erklärt 
werden; und der Eudoxische Kalender ist nicht die einzige Stelle, wo der 
meist wohl nicht mehr verstandene Zusammenhang mit den zwölf Monden 
und dem Tierkreis klar zutage tritt. Platon übergiebt in den Gesetzen 
jeden Monat einem von zwölf Göttern, die übrigens nicht mit den attischen 
Zwölfgöttern identisch sind, da Pluton die Herrschaft des 12. Monats 
besitzt (828 C, vgl. auch Const. Ritter zu 737 E). Merkwürdiger noch 
sind ein paar spätere Stellen. Nach dem Scholion zu Apollonios von 
Rhodos 4, 262 nannten die Ägypter die 12 Tierkreiszeichen 0€OUC ßou- 
Xaiouc. Auch in Diodors Bericht über die babylonische Astronomie (II 30) 
kommen 0eoi ßouXaiot vor, jedoch bezeichnen sie die 30 hellen Sterne, 
1) Vgl. darüber Lenormant, Magie der Chaldäer S. 121 f. ; Ed. Meyer, Gesch. 
des Altert. I 180; Jastrow, Religion of Babylonia S. 462 f.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.