9 8
Positionsbestimmung von Nebelflecken und Kometen.
können, so kann es doch nicht zweifelhaft sein, dass auch für diese Objecte
das Fadenmikrometer und geeignetenfalls die Messung von Positionswinkel
und Distanz den Vorzug verdienen. Es wird dies besonders da der Fall sein,
wo die Objecte sehr schwach sind und keine oder nur eine sehr geringe
Concentration des Lichtes zeigen, so dass der Beobachter auf eine Schätzung
der Lage des Lichtschwerpunktes angewiesen ist. Von nicht geringer Be
deutung ist hierbei eine gleichmässige (nicht einseitige!), in allmähligem
Uebergang abschwächbare Beleuchtung der Fäden; benutzt man Metallfäden,
so wird man bei helleren Sternen und symmetrisch geformten Nebelflecken
die Pointirung in der gewöhnlichen Weise ausführen können, in solchen Fällen
aber, wo das einzustellende Object vollständig hinter dem breiteren Faden
verschwindet, die Einstellung abwechselnd und symmetrisch mit dem einen und
anderen Rand des Fadens machen 1 ); sehr gute Dienste leistet auch hier ein nicht
zu enger Doppelfaden. Für die Einstellung des Sterns benutzt man bei Distanz
messungen am besten den festen, für den Nebel den beweglichen Faden.
Alles hier Gesagte gilt auch für die Beobachtung von Kometen, wenn man
auch bei diesen meistens der Beobachtung von a- und 8-Diflerenzen wegen der
grösseren Einfachheit des Verfahrens und der Möglichkeit des directen An
schlusses an einen genügend hellen, seiner Lage nach bekannten oder leicht an
Meridianinstrumenten bestimmbaren Stern den Vorzug geben wird. Es ist hier
aber auf zweierlei aufmerksam zu machen. Hat der Komet eine geringe
eigene Bewegung und steht er dem Vergleichstern nicht zu nahe, so wird man
die Messung der Distanzen bei einer unveränderten, aus den voraufgegangenen
Richtungsbeobachtungen zu entnehmenden Stellung des Positionskreises aus
führen dürfen, muss dann aber bei der Reduction mit Hülfe des nachfolgenden
Satzes von Positionswinkelmessungen dem Unterschiede zwischen der eingestellten
Richtung und derjenigen, in welcher die Distanz hätte beobachtet werden sollen,
Rechnung tragen. Ein zweckmässigeres und in allen Fällen anwendbares Ver
fahren besteht darin, dass man bei der Distanzmessung die Einstellungen der
beiden Objecte jedesmal in dem zugehörigen Positionswinkel macht, indem man
sie auf den Fadenkreuzungspunkt des Transversalfadens und des festen bezw.
beweglichen Fadens stellt. Es ist ferner zu beachten, dass der Positionswinkel
und die Distanz, auch bei gleichförmiger Bewegung des Kometen innerhalb der
Beobachtungszeit sich ungleichförmig ändern, und dass daher das Mittel der ge
messenen Richtungen und Entfernungen nicht strenge dem Mittel der Zeiten
entspricht.
Man kann diesem Umstand bei der Reduction in folgender Weise Rechnung
tragen 2 ): Sei 8 0 das Mittel der Declinationen von Komet und Stern, und es
werde gesetzt:
x — cos 8 0 (a‘ — a) = s sinp
y — (8‘ — 8) = s cosp\
es seien ferner für eine mittlere Epoche / 0 x 0 und y 0 genäherte Werthe von x
und y, die aus einer vorläufigen Reduction leicht erlangt werden können, aber
um so genauer sein müssen, je näher der Komet dem Sterne stand und je
stärker seine Bewegung war; endlich e und e 1 die für die Zeit / 0 der Ephemeride
1 ) G. Bigourdan: Observations de nébuleuses et d’amas stellaires. Annales de l’Obser
vatoire de Paris. Observations 1884 .
2 ) W. Strüve, Beobachtungen des BiELA’schen Kometen im . Jahre 1832 auf der Dorpater
Sternwarte Astr. Nachr., Bd. 12 .