Mikrometer von Amici.
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Es mögen bezeichnen 0' 0' die zweite Hauptebene des Objectivs, P' den
zweiten Hauptpunkt, F' den zweiten Hauptbrennpunkt, 0 ' 0 ' die (als unendlich dünn
angenommene) getheilte Linse, p ihren Durchschnittspunkt mit der Achse, f und
f' die beiden Brennpunkte der in der Hauptachse liegenden Hälfte, ff den zweiten
Brennpunkt der um die Strecke fff senkrecht zur Achse verschobenen Hälfte —
man ziehe eine Gerade tun parallel zu P'p und verbinde ihren Durchschnitts
punkt mit 0' 0' (a) mit F\ diese Gerade treffe die erste Brennebene der zweiten
Linse in b und diese selbst in d\ durch b ziehe man eine Parallele zur Achse,
verbinde ihren Durchschnittspunkt mit 0 ' 0 ' (c) mit /' und ziehe durch d eine
Parallele zu cf' ; der Schnittpunkt mit der Achse cp ist der Hauptbrennpunkt des
vereinigten Systems; ist ferner q der Schnittpunkt der rückwärts verlängerten
Geraden dy mit mn, so fälle man eine Senkrechte auf P'p, der Fusspunkt tz ist
alsdann der zweite Hauptpunkt des Systems und ircp die Hauptbrennweite. Die
parallel zur Achse auffallenden Strahlen vereinigen sich demnach durch die erste
Hälfte der getheilten Linse im Punkte cp; um den Ort der Vereinigung durch
die zweite Hälfte zu erhalten, ziehe man de parallel zu eff, und errichte in cp
eine Senkrechte auf der Achse, so ist der Durchschnittspunkt <pj der gesuchte Ort.
Setzt man
P'F* = p
Pf = Pf = 1
pF' — a
P'i = ß ,
die Verschiebung der einen Linsenhälfte = fff — Ä
die Verschiebung des zugehörigen Bildes = <p<pj = 8
den Winkel, unter welchem die Verschiebung des Bildes vom Hauptpunkt ir des
Systems aus erscheint, = <J>,
so erhält man aus der Aehnlichkeit der Dreiecke dpy und cpf\ dpF } und
bfF
1 = 9 Ä ~ ß
a q a ^ q '
ferner aus der Aehnlichkeit der Dreiecke d<? <p t und cf'ff
Aß
<1
pq
8 =
und da die Brennweite des Systems =
ist, so wird
lang =
8 (? -+- a) . 8{q
oder in Bogensecunden tj; =
«)
aA
pq ~ ~~ 0 " T pqsin 1" p q sin 1" ’
Bei dem von Steinheil für den Pulkowaer Refractor construirten Mikro
meter war p — 288CK, q — 720^, ß == 114^, hieraus folgt a = 135 /, 44, die Brenn
weite des Systems = 2424^ und A = 0 , 0744<j>". Durch eine Umdrehung der
Schraube wurden die beiden Hälften um 0 - 62 / symmetrisch von einander ent
fernt, die Bilder erschienen mithin um einen Winkelbetrag von 8*35 Secunden
getrennt. Da die beiden Hälften bis zu 36^ auseinander geschoben werden
konnten, so betrug hiernach der grösste messbare Winkel 8 Minuten; praklisch
wird indessen die Grenze erheblich tiefer liegen. Uebrigens sieht man aus der
obigen Gleichung, und ist auch ohne Weiteres einleuchtend, dass man durch
Vergrösserung oder Verkleinerung von a auch den Winkelwerth der Scala ver-
grössert oder verkleinert, ein Umstand, von dem Dawes bei seinen Doppelstern
messungen mit dem AMici’schen Mikrometer Gebrauch gemacht hat 1 ).
1 ) Mikrometer nach der» Princip von Amici werden von J. Browning in London verfertigt.