Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

Netzmikrometer. 
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Objectes durch Schätzung der von ihm im Netze eingenommenen Fläche 
bestimmt werden. Unabhängig von Malvasia empfahl Zahn in seinem »Oculus 
artificialis teledioptricus« (1685) für denselben Zweck Gitter mittelst Diamant auf 
Glas einzuritzen, und Tobias Mayer benutzte bei seinen Mondaufnahmen ähnliche 
Netze, die er mit Tusche auf Glas hergestellt hatte. Eines ausgezeichneten 
Rufes erfreuten sich die Glasgitter von Brander, auf welche Lambert in seinen 
»Anmerkungen über die BRANDER’schen Mikrometer von Glas«, Augsburg 1769, 
aufmerksam machte. 
Unter den Netzmikrometern, welche zur Bestimmung des relativen Ortes 
zweier Sterne verwendet wurden und zum Theil auch jetzt noch in Gebrauch 
sind, mag an erster Stelle das nach D. Cassini benannte Netz Erwähnung finden. 
Dasselbe besteht aus vier sich unter einem Winkel von je 45° schneidenden 
Fäden (Fig. 282), welche auf einem Rahmen in der Focalebene des Fernrohrs 
aufgespannt sind und deren einer (ab) in die Richtung der täglichen Bewegung 
gestellt wird. Beobachtet man an einem solchen Netze die in Sternzeit aus 
gedrückten Momente, wann durch die tägliche scheinbare Bewegung des 
Himmelsgewölbes ein Stern durch die Fäden ef und gh geführt wird, so ent 
spricht ihr Mittel der Sternzeit des Durchganges durch den Stundenkreis cd und 
ihre halbe Differenz, multiplicirt mit 15 cos 8 (8 = Declination des Sterns) dem 
Declinationsunterschied gegen den Mittelpunkt o. 
Die Beobachtung des zweiten Sterns bei unver 
ändertem Stand des Fernrohrs giebt analoge 
Grössen, aus deren Verbindung mit den ersteren 
der Unterschied der Coordinaten beider Sterne in 
gerader Aufsteigung und in Declination hervorgeht. 
Da es sich bei den Anwendungen stets um den 
Anschluss eines unbekannten Sterns an einen seiner 
Lage nach bekannten handeln wird, so kann man 
die für die Reduction erforderliche genäherte Kennt- 
niss der Declination des ersteren leicht durch Netz nach" Cassini. 
Schätzung, oder auch durch eine erste Annäherung, (A. 282.) 
bei welcher man von der Declination des bekannten Sterns ausgeht, [erlangen. 
Um den Einfluss eines Fehlers in der Einstellung des Fadens ab in die Richtung 
des Parallels bestimmen und in Rechnung ziehen 
zu können, werden die Antrittsmomente beider 
Objecte auch an dem Faden cd beobachtet. 
Seien (Fig. 283) der Winkel, den der Faden cd 
mit dem durch O gehenden Stundenkreis macht, 
i, die in Sternzeit ausgedrückten Momente des 
Antritts des Sterns an die Fäden bei s, s' und 
s" bezw. fl, fl' und fl", die Sternzeit des Durch' 
gangs durch den Stundenkreis pp' 0, der Abstand 
Oa = d, so erhält man 
sa = d tang (45 + t) , 
s’a= d tangi, i"a = d tang (45 — i) 
und hieraus, wenn man fl' — fl = a, fl" — fl' = a' 
setzt 
a — a ' 
tan? 1 = , 
a a -4- a 
und bis auf die zweite Potenz von i 
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