Berücksichtigung der Phase bei Durchmesserbestimmungeh.
»55
eine andere Methode angegeben, welche von diesem Mangel frei ist. Die Röhre
wird statt mit einem Metallfaden mit zwei auf einander senkrechten Spinnenfäden
versehen und so eingesetzt, dass die Fäden einen Winkel von nahe 45° mit der
täglichen Bewegung einschliessen. Zugleich werden die Linsenhälften auseinander
geschraubt, jedoch nicht weiter, als es die Schärfe der Bilder in der Mitte des
Gesichtsfeldes zulässt. Man dreht nun den beweglichen Theil des Mikrometers
so lange hin und her, bis die tägliche Bewegung die beiden Bilder desselben
Sterns genau durch den Kreuzungspunkt der Fäden führt. Da der letztere durch
die Drehung im Allgemeinen etwas versetzt wird und das Fernrohr von neuem
in Declination eingestellt werden muss, so kann man nur durch wiederholte
Versuche zum Ziel gelangen, aber das Verfahren ist sicher und verdient nament
lich für grössere Distanzen den Vorzug. Es braucht kaum hinzugefügt zu
werden, dass die gefundene Richtung in beiden Fällen dem scheinbaren
Parallel entspricht und die Verbesserung der Beobachtungen wegen der Strahlen
brechung ganz in der Weise ausgeführt wird, wie dies bei dem Positionsmikro
meter auseinandergesetzt worden ist.
Berücksichtigung der Phase bei Durchmesserbestimmungen.
Es mögen hier noch die Ausdrücke angeführt werden, welche zur
Berücksichtigung der Phase bei Durchmesserbestimmungen dienen. Ist der
durch Auseinanderschrauben der beiden Hälften bis zur äusseren Berührung
der Bilder in dem Positionswinkel p gefundene Durchmesser a, so ist nach
Bessel 1 )
a = 2 a' l/l — sin“* s cos 2 7t(l — cos 2 (t ic — w)sin 2 \d),
wo 7t aus der Gleichung bestimmt wird
tang 7t = cos s tätig (p — P)
und die übrigen Buchstaben die frühere Bedeutung (pag. 107 ff.) haben. Mittelst
dieses Ausdruckes kann man den in einer beliebigen Richtung gemessenen
Durchmesser von der Phase befreien; insbesondere hat man für den polaren
Durchmesser wegen p — P — 0 und it = 0
(j = 2a'iws(l — cos 2 w sin 2 £ d),
oder als Verbesserungsfactor des gemessenen Polardurchmessers
1
1 — cos 2 w sin 2 \ d
und für den äquatorealen Durchmesser wegen p — P — it = 90°
<j = 2ß'(l — sin 2 w sin 2 \ d),
oder als Verbesserungsfactor des gemessenen Aequatorealdurchmessers
1
1 — sin 2 w sin 2 ^ d ’
MASKELYNE’s Prismenmikrometer.
Das unter diesem Namen construirte Mikrometer beruht auf der Verdoppelung
des Bildes mittelst eines Prismas, welches zwischen Objectiv und Ocular in ver
änderlichem Abstand so eingeschaltet wird, dass ein Theil der Strahlen durch
Brechung von ihrem Wege abgelenkt wird und an einer anderen Stelle der
Hauptbrennebene (oder genauer einer derselben sehr nahe gelegenen Ebene)
zur Vereinigung gelangt.
*) F. W. Bessel, Ueber die scheinbare Figur einer unvollständig erleuchteten Planetenscheibe.
Astr. Unters. Bd. I. (Engelmann, Abh. Bd. I.)