Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

Mikrometer von Rochon. 
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weitig bekannt ist. Die letztere wird am sichersten aus der Messung bekannter 
Distanzen ermittelt, bei welcher Untersuchung auch dem Einfluss der Temperatur 
Rechnung getragen werden muss. Ein fast gleicher Vorschlag und nur durch 
die weniger zweckmässige Anordnung, dass nur eine drehbare Glasplatte an 
gewandt werden sollte, welche die Hälfte des Strahlenkegels auffing, von der 
CLAUSEN’schen Construction verschieden, wurde von Baden-Powell *) gemacht, 
und zum dritten Mal wurde der Plan eines solchen Mikrometers (in der letzteren 
Form) von Secchi * 2 ) im Jahre 1855 besprochen, welcher offenbar die früheren 
Vorschläge nicht gekannt hat. Abgesehen von den Versuchen, die Secchi 
mit einem vorläufig hergestellten Apparat angestellt hat und über die er 
sich sehr günstig äussert (Resultate sind nicht angeführt), scheint auch 
dieses Mikrometer kaum zur Ausführung oder erfolgreichen Benutzung gelangt 
zu sein. Es verdient aber erwähnt zu werden, dass dasselbe Princip von 
v. Helmholtz zur Construction des Ophthalmometers 3 ) verwendet worden ist, 
eines Instrumentes, welches zur Messung der Grössenverhältnisse des Augapfels 
dient, aber auch für manche andere Zwecke, unter anderen z. B. zur genauen 
Messung des Durchmessers des Ocularkreises eines Fernrohres mit Vortheil be 
nutzt werden kann. 
Mikrometer mit doppeltbrechenden Krystallen. 
ROCHON’s Mikrometer. 
Unter den Mikrometern, welche auf der Doppelbrechung des Lichtes in 
Krystallen beruhen, ist in erster Linie der sinnreichen mikrometrischen Vor 
richtung von Rochon zu gedenken. Zwei 
rechtwinklige Prismen (s. Fig. 341) sind 
aus Bergkrystall mit gleichen brechenden 
Winkeln derart geschnitten, dass in dem — 
einen ABC die optische Krystallachse 
senkrecht auf der Seitenfläche AB steht, 
während sie in dem anderen B CD mit 
der brechenden Kante parallel läuft; die 
beiden Prismen sind mit ihren Hypothenusenflächen vermittelst Canadabalsam 
an einander gekittet und bilden ein einziges rechtwinkliges Paralleliped. Nach 
den Gesetzen der Doppelbrechung wird daher ein senkrecht auf die Fläche AB 
auffallender Lichtstrahl ef das erste Prisma ungebrochen durchsetzen und 
an der Trennungsfläche in g in zwei Strahlen zerlegt werden, von denen 
der eine, der ordentliche Strahl, parallel mit dem auffallenden Strahl aus- 
tritt, der andere oder der ausserordentliche Strahl dagegen in einer Ebene, 
welche auf der brechenden Kante senkrecht steht und demnach hier mit der 
Ebene der Zeichnung zusammenfällt, von der ursprünglichen Richtung abgelenkt 
wird und den Weg gkl nimmt. Dasselbe findet statt, wenn ein Strahl nahe 
senkrecht auf AB auffällt; der ordentliche Strahl bewahrt seine ursprüngliche 
Richtung, der ausserordentliche wird in der bezeichneten Ebene um einen 
*) Sitzung der Royal Astronomical Society London 1845 Oec. 12 (L’Institut Tome XIV). 
2 ) Comptes Rendus 1855 II. Sem. 
3 ) Dasselbe ist im wesentlichen ein Fernrohr, zum Sehen auf kurze Distanzen eingerichtet, 
vor dessen Objectivglase neben einander zwei Glasplatten stehen, so dass die eine Hälfte des 
Objectivglases durch die eine, die andere durch die andere Platte sieht. Die beiden Platten 
drehen sich nach entgegengesetzten Seiten (H. v. Helmholtz, Handbuch der physiologischen 
Optik), 
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