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Doppelbildmikrometer.
Stange (s. Fig. 344) verschiebbar gemacht, und ihr jeweiliger Stand kann an einer
Scala abgelesen werden. Die Vergrösserung muss in Function dieser Ablesung
durch besondere Versuche bestimmt
werden. In dem n. Bande der von
Barral herausgegebenen Werke Arago’s
finden sich einige Messungen des Mars
durchmessers, welche mit einem der
artigen Mikrometer angestellt sind. So
wurden am 23. September 1815 die beiden
Bilder der Marsscheibe in der Richtung
des polaren Durchmessers zur Berührung
gebracht und die Ablesung der Scala
ergab dafür 67’50. Da die Vergrösserung
des Fernrohrs bei dieser Stellung der
Mikrometer mit veränderlicher Vergrösserung
von Arago.
beweglichen Linse 102'50 und der Winkel der Doppelbrechung bei dem ange
wandten Prisma 2173" betrug, so berechnet sich der polare Durchmesser der
2173
Marsscheibe zu
102-50
= 21 -20, ein Werth, welcher nach den Rechnungen von
Hartwig 1 ) wegen der Phase noch um 0"-27 vergrössert werden muss und dem
log der Entfernung 9’6478 entspricht. Abgesehen von der Umständlichkeit des
Verfahrens, insofern bei jeder Aenderung im Abstand der beiden Linsen eine
neue und scharfe Berichtigung des Focus erforderlich wird, hat das ARAGo’sche
Mikrometer den grossen Nachtheil, dass gerade diejenige Grösse, von welcher
die Aufhebung der chromatischen und sphärischen Aberration wesentlich abhängt,
veränderlich gemacht wird, und dass mithin die Berührung der beiden Bilder
meist nur auf Kosten ihrer Schärfe hergestellt werden kann. Auch muss die
Vergrösserung in ihrer Abhängigkeit von der Stellung der ersten Linse sehr
genau bekannt sein; ein Fehler von 1$ würde im obigen Beispiel bereits einen
Fehler von 0"‘2 erzeugen. Ueberdies ist das ganze Verfahren unausführbar,
wenn man sich einfacher Oculare und sehr starker Vergrösserungen bedienen
will. Diese offenbaren Schwächen haben Arago noch zu einer anderen Con-
struction veranlasst, welche zum Unterschied von der vorigen als
Ocularmikrometer mit constanter Vergrösserung von ARAGO
bezeichnet wird. Wie aus diesem Namen hervorgeht, verbleiben hier die Linsen
in demselben den Bedingungen der Achromasie und der möglichsten Ver
minderung der Kugelabweichung entsprechenden gegenseitigen Abstand, und
auch das Prisma behält seine Stelle zwischen Ocular und Auge bei. Um aber
die beiden Bilder eines Objectes in allen Fällen mit einander in Berührung
bringen zu können, wird das Vorhandensein einer grossen Anzahl von Prismen
vorausgesetzt, welche ein wenig breiter als die Pupille des Auges sind und
Ablenkungen von den kleinsten Beträgen an bis zu den grössten geben, so
dass die Winkel der einzelnen aufeinander folgenden Prismen sich kaum um
30 und selbst nur um 15 Secunden unterscheiden. Diese Prismen werden immer
in grösserer Zahl (7) in einem Schieber befestigt, der sich vor dem Ocular
auf- und abbewegen lässt, und dasjenige Prisma wird vom Beobachter ausge
sucht, bei welchem die beiden Bilder einander berühren; der Quotient aus dem *)
*) E. Hartwig, Untersuchungen über die Durchmesser der Planeten Venus und Mars.
Public, d. Astr. Ges. XV.