Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

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Mikrometer von Dollond. 
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für dasselbe geltenden Winkel der Doppelbrechung und der für dasselbe Ocular 
constant bleibenden Vergrösserung ist die scheinbare Grösse des Objectes. Da 
die Prismen hinsichtlich der Ablenkung zwar in kleinen Stufen aber nothwendig 
discontinuirlich einander folgen, so kann der Fall eintreten, dass das eine 
Prisma die Bilder nicht hinreichend von einander trennt, das nächstfolgende sie 
aber zu weit auseinander rückt; das Mittel der aus beiden Prismen berechneten 
i 
Werthe bleibt dann um höchstens ¿r— unsicher, wenn i das Intervall zwischen 
2v 
den beiden Brechungen und v die Vergrösserung bezeichnet, für i = 15” und 
v = 200 also um 0” , 04. 
Mit Recht aber fragt Hankel 1 ), »welche übergrosse Menge von derartigen 
Prismen wäre nothwendig, um nur die Ausdehnung der gewöhnlich vorkommen 
den Planetendurchmesser oder des gegenseitigen Abstandes bei den Doppel 
sternen zu umfassen? Um nur bis zu einer Bogenminute messen zu können (so 
gross erscheint etwa Venus in der unteren Conjunction), wären schon mehr als 
achthundert Prismen von der beschriebenen Art erforderlich.« 
Doppelbildmikrometer von G. DOLLOND. 
Ein sehr einfaches und sinnreiches, und für kleine Winkel recht brauchbares 
Mikrometer ist das Doppelbildmikrometer von G. Dollond, dessen Construction 
aus Fig. 345 ersichtlich ist. Die erste Linse 
des zweitheiligen Oculars ist eine Kugel aus 
Bergkrystall, welche sich um eine auf der 
optischen Achse des Fernrohres senkrechte 
Achse drehen lässt. Die Kugel ist so gelagert, 
dass ihre krystallische Hauptachse in einer 
auf der Umdrehungsachse senkrechten Ebene 
liegt. Steht die Hauptachse parallel der opti 
schen Achse oder senkrecht auf ihr, so ist 
das Bild einfach, dagegen wird dasselbe ver 
doppelt, wenn beide Achsen einen Winkel 
zwischen 0° und 90° einschliessen und das 
Maximum der Entfernung tritt bei 45° ein. 
Um dem Sehfeld eine grössere Ausdehnung zu 
geben, ist zwischen Kugel und Hauptbrenn 
punkt des Objectives eine convergente (biconvexe) Linse eingeschaltet; zugleich 
kann durch Aenderung des Abstandes derselben von der Kugel die Vergrösserung 
geändert werden. Letzteres Verfahren ist aus denselben Gründen, welche gegen 
das ARAGo’sche Mikrometer angeführt sind, zu verwerfen, und es dürfte zweck 
mässiger sein, an Stelle einer Linse mehrere (von verschiedener Brennweite) 
bereit zu haben, welche ausgetauscht und in bestimmten Abständen in die 
Ocularröhre eingesetzt werden können. 
Dawes hat bei seinen Doppelsternmessungen 2 * ) mehrfachen Gebrauch von 
diesem einfachen Apparate gemacht, und lobt die ausgezeichneten Bilder, welche 
die beiden von ihm benutzten Mikrometer gaben; freilich war ihre Anwendung 
in enge Grenzen eingeschlossen, die grösste messbare Distanz betrug für eine 
1 ) W. G. Hankel, Populäre Astronomie von Franz Arago, Bd. II, pag. 164 . 
2 ) W. R. Dawes, Catalogue of Micrometrical measurements of Double Stars. Memoirs of 
the Royal Astronomical Society, Vol. XXXV 7 , 
(A. 345.) 
Doppellbildmikrometer von G. Dollond.
	        
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