Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

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Interferenzmikrometer. 
als bei anderen Doppelbildmikrometern, während die Qualität der Bilder bei 
guter Ausführung der Prismen überhaupt keine Einbusse erleidet. Die Grösse a 
kann entweder aus der Doppelbrechung des Krystalles oder durch directe Be 
stimmung an Sternen oder mittelst eines Fadenmikrometers abgeleitet werden. 
IV. Interferenzmikrometer. 
Die Genauigkeit, welche sich bei gewissen physikalischen Messungen mittelst 
der Interferenz der Lichtstrahlen erreichen lässt, hat A. Michelson 1 ) auf den 
Gedanken gebracht, dieselbe zur Bestimmung kleiner Grössen am Himmel, 
z. B. des Durchmessers eines Satelliten, eines kleinen Planeten, oder auch der 
Distanz enger Doppelsterne zu benutzen. Bringt man vor die Oeffnung des 
Objectivs eines Fernrohres einen Schirm, welcher zwei parallele Spalte hat, und 
richtet es auf eine punktförmige Lichtquelle, so entsteht an Stelle des Bildes 
die FRAUNHOFER’sche Beugungserscheinung eines leuchtenden Punktes durch 
zwei Spalte, nämlich eine Reihe von Interferenzfransen oder besser gesagt 
Interferenzperlen, welche zur Spaltrichtung senkrecht ist 2 ). Der Winkelabstand 
der einzelnen Perlen, gemessen vom zweiten Knotenpunkt des Objectivs, ist der 
Wellenlänge des Lichts direct und dem Abstand der beiden Spalte umgekehrt 
proportional. Ist das lichtaussendende Object nicht punktförmig, so tritt insofern 
eine Aenderung ein, als jetzt jeder Punkt desselben für sich dieselbe Erscheinung 
an benachbarten Punkten des Sehfeldes hervorruft und in Folge davon theilweise 
Superpositionen der einzelnen Interferenzbilder eintreten, welche die Reinheit 
der FRAUNHOFER’schen Erscheinung bei punktförmiger Lichtquelle verwischen. 
Das Auftreten der Interferenzerscheinung und ihr Verschwinden ist aber bei 
demselben Object eine periodische Function des Spaltabstandes; könnte man 
diese Maxima oder Minima der Undeutlichkeit genügend scharf auffassen, so 
würde sich der scheinbare Durchmesser des Objectes aus den linearen Abständen 
der Spalte und der Wellenlänge des ausgesandten Lichtes berechnen lassen. Nach 
den von Michelson (zuerst an künstlichen Objecten) gemachten Versuchen scheint 
es nun in der That, dass die Phase des Verschwindens oder des Minimums der 
Deutlichkeit mit einer relativ grossen Genauigkeit beobachtet werden kann und 
dass demnach die Interferenzmethode gerade in denjenigen Fällen, wo die übrigen 
Methoden wegen der Kleinheit des zu messenden Winkels versagen, zum 
Ziele führt. 
Was den Zusammenhang zwischen dem Spaltabstande und der zu bestimmenden 
scheinbaren Grösse des Objectes angeht, so seien hier die folgenden beiden Fälle 
angeführt. 
Das Object sei ein gleichförmig beleuchtetes kreisrundes Scheibchen mit 
dem scheinbaren Durchmesser d\ bezeichnet dann X die Wellenlänge des 
wirksamen Lichts, 8 den Spaltabstand, und wird k = gesetzt, so tritt ein 
Maximum der Deutlichkeit für diejenigen Werthe von k ein, welche das Integral 
1 
v=JVT — w 2 cos{kw)dw zu einem positiven oder negativen Maximum machen 
o 
dagegen ein Minimum der Deutlichkeit für die Werthe von k, für welche 
V— 0 wird. Da das Integral leicht auf eine BESSEL’sche I-Transcendente zurück- 
*) Memoirs of the National academy of sciences Vol. V. 
2 ) Vergl. S. Czapski, Zeitschrift für Insti umentenkunde Jahrg. 1891 , pag. 340 .
	        
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