Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

Positions-Ringmikrometer. 
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dieser Art waren nicht weniger als 9 Kreise gezogen, deren Winkeldurchmesser 
von 2 f, 7 bis 24 f, 8 gingen; ein innerster Kreis von nur 15" Durchmesser sollte 
für die Bestimmung der Durchmesser der übrigen Kreise dienen. Bei der 
schwächsten dem Mikrometer beigegebenen Vergrösserung(73)umfasste dasGesichts- 
feld sämmtliche zehn Kreise, während bei der stärksten (284) nur drei Kreise 
gesehen wurden. Das Lampen-Kreismikrometer hat in der ihm von Fraunhofer 
gegebenen Form keine grosse Verbreitung gefunden; erst in neuerer Zeit werden 
wiederum leuchtende Kreise 1 ) für mikrometrische Zwecke angewandt, jedoch mit 
der vortheilhaften Abänderung, dass die Zahl der auf derselben Platte befind 
lichen Kreise eine sehr viel beschränktere ist. Die Kreise werden mit Diamant 
auf dünnem Glas, wie es zu Deckgläschen für mikroskopische Präparate benutzt 
wird, eingeritzt, und nach einer von Abbe angegebenen sinnreichen Methode, 
auf welche an einer anderen Stelle noch näher eingegangen wird, sichtbar ge 
macht. 
Positions-Ringmikrometer. 
Um bei der Auswahl der Anhaltsterne, an welche ein unbekanntes Object 
angeschlossen werden soll, weniger beschränkt zu sein und die Messungen alle 
mal unter den günstigsten Bedingungen anstellen zu können, hat Kobold 2 ) zwei 
Ringmikrometer zu einem Positions-Ringmikrometer verbunden. Auf einer plan 
parallelen Glasplatte werden zwei Stahlringe von nahe gleichen Dimensionen 
neben einander und in einem gegenseitigen Abstand, welche der grössten 
zu messenden Declinationsdifferenz entspricht, befestigt; die Platte wird, wie 
gewöhnlich, vor die Feldlinse des Mikrometeroculars gesetzt und dieses in einen 
am Ocularende des Fernrohres sitzenden Positionskreis (s. d. beim Positions 
mikrometer) eingeschraubt, welcher eine auf ganze oder halbe Minuten ablesbare 
Drehung um die Fernrohrachse gestattet. Stellt man nun das Mikrometer durch 
Drehung so, dass die Projection der Verbindungslinie der Mittelpunkte der 
beiden Ringe auf den Declinationskreis nahe gleich der Declinationsdifferenz der 
beiden Objecte ist, und beobachtet die Durchgänge einmal nahe der Mitte der 
Ringe und dann in der Nähe der oberen oder unteren Ränder, so erhält man 
aus jenen in Verbindung mit der Entfernung der beiden Mittelpunkte und dem 
Winkel, den die Verbindungslinie mit der Richtung der täglichen Bewegung 
macht, die Rectascensions-, aus diesen die Declinationsdifferenz, beide Coordi- 
naten also in der vortheilhaftesten Weise. Den Nullpunkt des Positionskreises, 
d. h. die Ablesung, für welche die Verbindungslinie der beiden Mittelpunkte mit 
der Richtung der täglichen Bewegung zusammenfällt, ermittelt man einfach und 
sicher dadurch, dass man den Vergleichstern so durch das Gesichtsfeld laufen 
lässt, dass er in beiden Ringen in möglichst grosser und gleicher Entfernung 
vom Mittelpunkt durchgeht. Ergiebt dann die Reduction den Abstand in dem 
ersten Ringe d v in dem zweiten d 2 und ist g der Abstand der Kreismittelpunkte, 
d<) — d , 
so hat man zu der Kreisablesung noch A/ = arc sin ——- hinzuzufügen, um 
den Nullpunkt zu erhalten. Es ist hierbei vorausgesetzt, dass die Kreisablesung 
dem Sinne der Positionswinkel (s. d.) entsprechend fortschreitet. Ist der Null 
punkt bekannt, so findet man die gesuchten Unterschiede aus den Gleichungen 
a' — a = ft' — ft — g cos (p — Pq) sec 8 Q 
8' — 8 = d' — d -t- g sin (p — Pq) 
*) O. Knopf, Beobachtungen von Kometen und kleinen Planeten auf der Grossherzog 
lichen Sternwarte zu Jena im Jahre 1892 . Astr. Nachr. Bd. 134 . 
2 ) H. Kobold, das Positions-Ringmikrometer. Copernicus, Vol. I.
	        
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