Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

5° 
Aeltere Schrauben- und Positionsmikrometer. 
schraubt, bis sie das Bild genau einschlossen. Offenbar steht das Mikrometer 
in seiner ganzen Anlage den vorhererwähnten und namentlich dem Auzout- 
schen nach. 
Endlich mag noch zweier älterer Mikrometer gedacht werden, welche, ob 
wohl nicht zu der Gruppe der Schraubenmikrometer gehörig, wegen ihres 
historischen Interesses am passendsten an dieser Stelle eingeschaltet werden. 
Das eine ist das Mikrometer, dessen sich Christian Huygens zur Bestimmung 
der scheinbaren Planetendurchmesser bediente. Nach der in seinem »Systema 
Saturnium« gegebenen Beschreibung befestigte Huygens in der Bildebene des 
Fernrohres einen Ring von genau kreisrunder Gestalt und schob durch eine 
passende Oeffnung im Rohre eine keilförmige Lamelle soweit darin ein, bis sie 
das gesuchte Intervall genau deckte. Indem er hierauf mittelst Zirkel und 
Maassstab die Breite der Lamelle an der Deckungsstelle maass und mit der 
linearen Oeffnung des Ringes verglich, erhielt er aus dem aus Sterndurchgängen 
ermittelten Winkeldurchmesser des letzteren den gesuchten scheinbaren Durch 
messer des Planeten. 
Das andere Mikrometer rührt von Olaf Römer her und diente zu Messungen 
auf der Mond- und Sonnenscheibe und zur Bestimmung der Grösse von Finster 
nissen 1 ). Das Fernrohr enthielt zwei Objective, welche in der Richtung der 
gemeinschaftlichen Achse gegen einander und gegen die Ocularröhre verschoben 
werden konnten; im Focus des Oculars befand sich ein grosses quadratisches 
Netz, welches durch Seidenfäden in 12x12 kleinere Quadrate getheilt war. 
Durch Verschiebung der Objective wurde das Bild von Sonne oder Mond so 
lange variirt, bis es dem in das grosse Quadrat eingeschriebenen Kreise gleich 
war und die Lage irgend eines Punktes mit Hülfe der kleinen Quadrate be 
stimmt. Dieselbe Idee, mittelst eines zweiten eingeschalteten Objectives dem 
Bilde stets dieselbe lineare Grösse zu geben, wurde noch in diesem Jahrhundert 
von Brewster zur Construction eines ähnlichen Mikrometers benutzt. Aus 
leicht begreiflichen Gründen ist ein Erfolg damit nicht erreicht worden. 
Einen neuen Impuls erhielt die Technik der astronomischen Instrumente 
durch die epochemachenden Arbeiten und Entdeckungen Wilhelm Herschel’s. 
Das neue und unabsehbare Gebiet der 
doppelten und mehrfachen Sterne, welches 
er der Astronomie aufschloss, erforderte zu 
seiner Bearbeitung vollkommenere Hülfs- 
mittel, als sie bis dahin den Beobachtern 
zu Gebote gestanden hatten. Vor allem 
bedurfte es eines Apparates, welcher auch 
die Richtung der Verbindungslinie zweier 
Sterne zu messen erlaubte, und in Verbin 
dung mit der Distanz die relative Lage der 
einen Componente einesDoppelsternes gegen 
die andere vollständig kennen lehrte. 
Wilhelm Herschel construirte zu diesem 
Zweck e ine Vorrichtung, der er zur Unterscheidung von dem parallel-wire microrneter 
den Namen cross-hair microrneter gab. Dieselbe ist in Fig. 297 abgebildet und 
be steht in ihren wesentlichsten Theilen aus einer ringförmigen gezahnten Scheibe, *) 
*) Siehe: Petri Horrebowii Operum mathematico-physicorum tomus tertius Caput unde 
cimum: De tubo cancellato Roemeri. 
Cross-hair- Mikrometer von W. Herschel. 
(A. 297.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.