6o
Fadenmikrometer.
zu drehen, welche ein Zusammenpressen der Federn zur Folge hat. Bei dem
FRAUNHOFER’schen Mikrometer, bei welchem Spiralfedern nicht vorhanden sind,
werden gewöhnlich beide Drehungsarten, die Rechts- und die Linksdrehung,
zulässig und sogar empfehlenswerth sein, wenn man nicht etwa wegen einer
weniger sorgfältigen Flerstellung der Contactfläche bei r (Fig. 300) Grund hat, die
erste Drehungsrichtung allein anzuwenden.
Uebrigens ist, wie V. Knorre 1 ) nachgewiesen hat, das zwischen den Schrauben
flächen befindliche Oel nicht ohne Gefahr für genaue Messungen, und man muss
darnach trachten, die Höhe dieser Oelschicht möglichst klein zu erhalten. Dies
wird im Allgemeinen, je nach der Construction und Lage des Mikrometers bei
einer Drehungsart möglich sein und Knorre hat dafür folgende allgemeine
Regel aufgestellt:
»Man soll eine Mikrometerschraube stets in der Richtung drehen, durch
welche diejenigen Schraubenflächen einander genähert werden, welche auch
durch die Schwere und eventuell durch die Federn zusammengebracht werden.
Das Drehen in der entgegengesetzten Richtung entfernt diese Flächen von ein
ander und zwängt mehr Oel zwischen sie. Es findet dann, so zu sagen, ein
Schwimmen der Schraubenmutter resp. der Schraube auf der Oelschicht statt,
und für die Genauigkeit der Messungen wird zum mindesten nichts gewonnen.
Bei Mikrometern ohne Federdruck sind in der horizontalen Lage der Schraube
beide Drehungsarten gleichwerthig.
Diese Vorschrift wird um so mehr befolgt werden müssen, je grösser die
Genauigkeit ist, welche von den Beobachtungen verlangt wird und je kleiner
die zu bestimmenden Grössen sind, wie z. B. die Fehler der Schraube selbst.«
Es ist hierbei schon vorausgesetzt, dass die Schraube nicht mehr Oel hat,
als unumgänglich nothwendig ist. Da der Beobachter hierfür nicht immer das
richtige Urtheil hat und meist geneigt ist mehr Oel zu geben, so empfiehlt es
sich, bei einer frisch geölten Schraube durch längeres Hin- und Herschrauben
das überflüssige Oel zu entfernen.
Registrirvorrichtungen für die Stellung der Schraube.
Während die Theile einer Umdrehung der Schraube auf der aut der
Schraubenspindel befestigten Trommel abgelesen werden, dient zur Zählung der
ganzen Umdrehungen entweder eine geradlinige Scale (siehe z. B. Fig. 308a)
oder eine Zählscheibe oder Zähltrommel (Fig. 304), welche durch eine Zahnrad-
Uebersetzung von der Schraube so langsam mitgeführt wird, dass sie nur einen
Umgang auf den ganzen Ausschlag der Schraube macht.
Es ist nun ein nicht zu verkennender Uebelstand, dass im Allgemeinen
demselben Auge, welches die Beobachtungen und Pointirungen der Objecte im
Gesichtsfeld des Fernrohrs zu machen hat, die Ablesung der meist feinen
Theilungen der Trommeln und Scalen zugemuthet werden muss. Denn nicht
nur bedarf das Auge, namentlich bei der Ausmessung von schwächeren Objecten,
in Folge der für die Ablesungen erforderlichen Beleuchtung einer längeren oder
kürzeren Zeit, um wiederum für feinere Lichteindrücke empfänglich zu werden,
sondern es tritt auch bald in Folge der wechselnden Accommodation und der
scharfen Anspannung der Accommodationsmuskeln, welche für die Ablesung er
fordert wird, ein Zustand der Ermüdung ein, welcher die Genauigkeit der
Messungen beeinträchtigen muss. Hierzu kommt, dass der Beobachter nicht *)
*) V. Knorre, Untersuchungen über Schraubenmikrometer. Astr. Nachr., Bd. 125 .