Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

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Positionsmikronieter. 
Stellen durchbohrt ist und um 45° geneigte Röhren trägt, in welche eine kleine 
Lampe eingeschoben werden kann. Correspondirt die Stellung der Röhre mit einer 
Oefifnung der inneren Büchse, so fällt das Licht der Lampe auf die Fäden und 
macht sie als lichte Linien sichtbar; ein vor die Flamme gesetzter papierner 
Schirm mit stufenweiser Absorption dient zur Regulirung der Helligkeit. Es ist 
hierbei auf zweierlei zu achten. Zunächst muss, damit die Fäden gleichmässig 
erleuchtet werden, die Ebene, welche durch die Achse des Oculars und die 
Lichtquelle geht, senkrecht auf der Richtung der Fäden stehen, und es ist daher 
nothwendig, bei einer Drehung des Mikrometers auch mit dem lampentragenden 
Cylinder nachzurücken, was natürlich den Gebrauch erschwert. Hierzu kommt, 
dass in Folge der cylinderförmigen Gestalt des Fadens die von seinem Mantel 
reflectirte Lichtlinie keine constante Lage beibehält, sondern sich mit der Stellung 
des Fadens gegen Ocular und Lichtquelle ändert; der bei Einstellung des Fadens 
auf zwei verschiedene Objecte durchlaufene Weg entspricht daher nicht strenge den 
Angaben der Schraubentrommel. Aber auch bei der Messung sehr kleiner Distanzen 
kann aus derselben Quelle ein merklicher Fehler entspringen, wenn das eine der 
beiden zu vergleichenden Objecte sehr hell, das andere dagegen schwach ist; 
denn auf dem hellen Sternscheibchen verschwindet die Beleuchtung des Fadens 
und die Pointirung wird mit dem »negativen« Fadenbilde ausgeführt, während 
der schwächere Stern mit der einseitig gelegenen Lichtlinie eingestellt wird. 
Uebrigens werden diese Fehler, auf welche zuerst W. Struve 1 ) aufmerksam ge 
macht hat, vermieden, wenn man die Fäden in der auch in der Einrichtung vor 
gesehenen Weise von zwei entgegengesetzten Seiten beleuchtet und die dadurch 
entstehende Doppellinie zur Messung benutzt. Was die Feldbeleuchtung angeht, 
so sind die älteren Münchener Instrumente von vornherein nicht darauf ein 
gerichtet worden, sie konnte aber meist nachträglich leicht eingeführt werden, 
indem im Innern des Rohres, und nicht weit vom Ocular, ein versilberter ellip 
tischer Spiegelring befestigt wurde, welcher das Licht einer in eine Büchse an 
der Aussenwand des Rohres eingesetzten Lampe in das Ocular und das Auge 
des Beobachters zurückwarf. 
Von den Unbequemlichkeiten und den Mängeln der älteren Fraunhofer- 
schen Beleuchtung sind die neueren Vorrichtungen, bei denen meist dieselbe 
Lampe sowohl die Beleuchtung des Feldes als der Fäden erzeugt, mehr oder 
weniger frei. Bei dem 6 zölligen REPSOLD’schen Refractor der Strassburger Stern 
warte befindet sich die Lichtquelle am Ende eines 23 an laugen Rohres, welches in 
48 cm Abstand vom Ocular in das Fernrohr eingeschraubt ist. Aus dem 
Lampenrohr fällt das Licht auf einen ausserhalb des Strahlenkegels befindlichen 
versilberten Spiegel und wird von da auf einen kleinen Spiegel in der Nähe 
der Objectivmitte geworfen, von welchem es durch Reflexion nahe cen 
trisch in das Auge gelangt und die Fäden negativ sichtbar macht. Die 
selbe Lampe wirft das Licht auf zwei Prismen, von deren Hypothenusen- 
flächen es reflectirt wird und auf einen im Mikrometerkasten nahe der 
Fadenebene angebrachten conischen weissen Ring fällt. Das von diesem wieder 
ausgehende Licht bricht sich an den Fäden und macht sie leuchtend. Der 
Uebergang von der einen Beleuchtung zur anderen wird durch die Drehung des 
Spiegels bewirkt, durch welche zugleich je nach der Lichtmenge, die auf den 
kleinen Objectivspiegel oder auf die Prismen fällt, die Helligkeit regulirt wird. 
J ) W. Struve, Mensurae micrometricae, pag. X; daselbst wird als Abstand der Mitten 
der beiden Lichtlinien im 9zölligen Dorpater Refractor 0 - ''46 angegeben.
	        
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