IV
Vorrede.
(im Programm des Friedrich-Werder’schen Gymnasiums zu
Berlin, 1872) eine ausführliche Darstellung gegeben. Nach
ihm seien hier nur erwähnt die Arbeiten von E. Heine
(Journal für die r. u. a. Mathematik Bd. 74, pag. 172)*), von
Herrn Dedekind (Stetigkeit und irrationale Zahlen, Braun
schweig 1872, und: Was sind und was sollen die Zahlen?
ebendas. 1888), sowie die Abhandlung von Herrn Kroneeker
über den Zahlbegriff (im Journal f. d. r. u. a. M. 101. Bd.).
Aber auch in der zweitgenannten Richtung hat die neueste
Zeit einige epochemachende Untersuchungen und Ergebnisse
zu verzeichnen. Nachdem es bereits Liouville gelungen war,
zu beweisen, dass es Irrationellen giebt, welche auf keine
Weise als Wurzeln algebraischer Gleichungen aufgefasst werden
können, war es in hohem Grade interessant zu entscheiden,
ob die überall in der Analysis auftretenden beiden, durch e
und it bezeichneten Zahlen zu diesen nicht algebraischen Irra
tionalzahlen zu rechnen sind. Es ist das Verdienst des Herrn
Hermite, auf sehr genialem Wege nachgewiesen zu haben,
dass die Zahl e eine transcendente Zahl ist; und weiter bauend
auf den von ihm gegebenen Grundlagen erreichte Herr Linde
mann den gleichen Nachweis auch für die Ludolph’sche Zahl
und bewies damit zugleich, dass die Quadratur des Kreises eine
Unmöglichkeit sei. Da hiermit die Untersuchungen über die
Natur der Irrationalzahlen in einem der interessantesten Punkte
zu einem gewissen Abschlüsse gelaugt sind, hat der Verfasser
dieses Buches es für zeitgemäss und erwünscht erachtet, die
wichtigsten Untersuchungen, welche bisher in der angegebenen
Richtung geführt worden sind, für einen grösseren mathe
matischen Leserkreis im Zusammenhänge darzustellen, indem
er eine Vorlesung, die er zu wiederholten Malen über diesen
Gegenstand gehalten, weiter ausführte; wobei er, um den
Inhalt des Buches möglichst weiten Kreisen zugänglich zu
*) Vgl. dazu G. Cantor’s Abh. in Math. Annalen Bd. 5 pag. 123,
oder seine Mannigfaltigkeitslehre, Leipz. 1883, pag. 21. Den Standpunkt
dieser Arbeiten habe ich im wesentlichen zu dem meinigen gemacht
trotz der Kritik, welche die Aufsätze von Illigens, Math. Ann. Bd. 33
u. 35 an ihm üben; die Begründung dafür muss ich für eine andere
Stellt mir Vorbehalten.