Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von der Rotation der Erde. 
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5. Mangel eines Mittelpunktes der Bewegung die Bewegung der 
Sterne um die Erde unwahrscheinlich. Die scheinbaren Bewegungen aller Ge 
stirne um die Erde sind Kreisbewegungen, und hei diesen hat man den Sitz 
der bewegenden Kraft in dem Mittelpunkte des Kreises zu suchen. Die 
Mittelpunkte der von den Sternen durchlaufenen Tagkreise fallen aber zum 
größten Theil gar nicht in die Erde, sondern außerhalb derselben an Stellen 
des Weltenraums, in welchen uns von Körpern, die jene Wirkung hervor 
bringen könnten, durchaus nichts bekannt ist, und so vereinigt sich auch dieser 
Umstand mit den früheren, die Achsendrehung des Himmels um die ruhend 
gedachte Erde als außerordentlich unwahrscheinlich erscheinen zu lassen. Alle 
bezeiclmeten Widersprüche fallen weg, wenn man die Sache umkehrt: wenn 
nämlich die Erde sich als um ihre Achse drehend und der Himmel mit seinen 
Gestirnen als feststehend angesehen wird. Außerdem wird dadurch die Sache 
viel einfacher, und es ist bekannt, daß die Natur durch einfache Mittel Großes 
hervorzubringen pflegt; zudem lassen sich die täglichen Bewegungen der Sterne 
vollkommen genügend erklären, wenn die Erde als rotirend angenommen wird. 
II. Positive Beweise für die Aehsendrehung der Erde. 
Wenn wir in dem Obigen negative Beweise für die Rotation der Erde 
anführten, so fehlt es auch nicht an positiven Beweisen für dieselbe, uud 
zwar sind zwei derselben zu nennen: A. die Gradmessungen und B. die 
Pendel versuche. Ehe wir jedoch speciell auf dieselben eingehen, erwägen 
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1. Verschiedene Arten des Beweises. Die zunächst anzuführenden 
Beweise sind eigenthümlicher Art; deshalb mögen vor ihrer Anführung noch 
einige Bemerkungen über die Art derselben ihre Stelle finden. 
Im allgemeinen hat man zwei Wege eingeschlagen, um namentlich in 
naturwissenschaftlichen Gegenständen zu allgemein gütigen Wahrheiten zu 
gelangen. Man geht nämlich einmal von Erfahrungen und Thatsachen aus, 
die auf dem Wege der Beobachtung gewonnen worden sind, stellt dieselben 
passend zusammen und sucht nun auf diesem empirischen Wege zu all 
gemeinen Sätzen, zu Gesetzen, zu gelangen. Dieser sich auf wirkliche Beob 
achtungen gründende Weg ist in der neuesten Zeit der in den Naturwissen 
schaften am meisten betretene und zugleich der natürlichste und überzeugendste, 
weil auf ihm den Dingen am wenigsten Gewalt angethan wird. 
Zuweilen wird aber auch umgekehrt verfahren und dies dann, wenn die 
bekannten Thatsachen noch nicht in der Zahl und in der Art vorhanden sind, 
daß ein Gesetz sich unzweideutig ergiebt, aber doch nach Analogie mit andern 
verwandten Gegenständen ein solches als wahrscheinlich geltend geahnt wird.
	        
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