Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von der Rotation der Erde. 
89 
mung der Meridiane am geringsten ist, also an den Polen, am schnellsten hin 
gegen in den Gegenden der größten Krümmung, am Aequator. 
Von der Richtigkeit des Gesagten kann man sich leicht durch folgendes 
einfache Verfahren überzeugen. Man nehme ein recht biegsames Lineal, viel 
leicht von Fischbein, und befestige in gleichen Entfernungen von einander eine 
Reihe senkrechter Stifte auf demselben, so daß das Ganze etwa die Gestalt der 
nebenstehenden Fig. 28 hat. Offenbar 
werden die Stifte einander parallel 
sein. Biegt man aber das Lineal um 
eine Kugel, so hört der Parallelismus 
der Stifte auf, und alle divergiren 
nach oben oder entfernen sich von 
einander, und zwar wegen der gleich 
mäßigen Krümmung der Kugelober 
fläche gleich weit. Es werden sich 
also die Verhältnisse wie in Fig. 29 
gestalten. 
Legt man hingegen das Lineal um 
eine an den Polen abgeplattete Kugel, 
so werden zwar die Stifte auch nach 
oben divergiren, aber nicht mehr 
gleichmäßig. Die oberen Enden wer 
den da am weitesten auseinandertreten, 
wo die Krümmung am größten ist, 
1 ig■ 90. am wenigsten in der Gegend 
der kleinsten Krümmung, 
wie dies in Fig. 30 zu er 
kennen sein wird. 
Wenden wir dies auf die 
Erde an! Die Stifte können 
unsere Stellung auf der Erd 
oberfläche oder unsere Ver 
tikalen bedeuten. Wäre die 
Erde eine ebene Scheibe, so 
würden wir auf derselben 
stets uns selbst parallel fort- 
sclireiten. Wäre sie eine voll 
kommene Kugel, so müßten unsere Vertikalen in gleichmäßiger Weise nach 
oben divergiren, unser Zenith am Himmel also gleichmäßig fortschreiten. Ist 
aber die Erde an den Polen abgeplattet oder ein Ellipsoid, so muß in der 
Richtung der Meridiane das durch die Vertikalen getroffene Zenith am schnell 
sten am Aequator, am langsamsten an den Polen sich verändern, oder die im 
Innern der Erde von den Vertikalen gebildeten Winkel sind für gleiche Bogen 
Fig. 28.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.