Full text: Allgemeine Himmelskunde

92 Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper. 
können. Auf ähnliche Weise werden dann die Punkte s, t, u und dadurch 
endlich der ganze Bogen SN bestimmt. 
3. Die wichtigsten Gradmessungen. Das eben angegebene Verfahren 
befolgte Snelliits, indem er von Alkmaar in Nordholland über Leyden 
bis Bergen op Zoom ein Netz von Dreiecken legte. Er fand die Größe eines 
Grades in dem bezeichneten Theile Hollands = 55021 Toisen (1 T. = 6 Par. 
Fuß), eine Zahl, die bei einer späteren Revision der Rechnung durch Muschen- 
broeJc auf 57033 Toisen vermehrt wurde. 
Im Aufträge der französischen Akademie maß am Ende des 17. Jahr 
hunderts Picard die Größe eines Meridiangrades von Amiens bis Malvoi- 
sine im nördlichen Frankreich, und fand dieselbe gleich 57060 Toisen, eine 
Größe, die dadurch wichtig geworden ist, daß zwei berühmte Männer, Huyghens 
und Newton , sie ihren Rechnungen zu gründe legten. Die Vergleichung 
der beiden gefundenen Größen zeigt aber, daß ein Grad im nördlichen Frankreich 
größer gefunden wurde als in Holland, und es hätte doch umgekehrt sein müssen. 
Auf den Vorschlag Picards ward noch in demselben Jahrhundert eine 
Messung durch ganz Frankreich vorgeschlagen und auch wirklich 1680 von 
La Hire und Dom. Cassini begonnen und 1700 von Lac. Cassini und 
La Hire fortgesetzt, obgleich Newton davon abrieth, da bei der wahrschein 
lichen, von ihm schon theoretisch berechneten Kleinheit der Abplattung der 
Erde die Differenz der Grade im Norden und Süden Frankreichs zu klein sei, 
um bei der Mangelhaftigkeit der zu geböte stehenden Instrumente zuverlässig 
genug bestimmt werden zu können. Als Resultat der genannten Messung aber 
fand man ein Resultat, welches der Abplattung der Erde geradezu widersprach, 
indem die Grade von Paris bis Dünkirchen sich kleiner ergaben, als die von 
Paris bis zur Südgrenze von Frankreich. Hiernach hätte also die Erde, allen 
Gesetzen der Hydrostatik zuwider, ein an den Polen zugespitzter Körper sein 
müssen, und in der That wurde sie auch fast vier Decennien hindurch dafür 
gehalten. Um den unter den Gelehrten über die Gestalt der Erde ausge 
brochenen Streit zur Entscheidung zu bringen, ordnete die französische Regie 
rung zwei große Gradmessungen an, die eine in Peru unter dem Aequator, 
in der Nähe von Quito, die andere in Lappland, also in Gegenden, die mög 
lichst weit von einander entfernt waren. 
Die peruanische Gradmessung ward 1735 von Bouguer, Condamine 
und Godin vorgenommen, aber wegen großer zu überwindender Schwierigkeiten 
erst nach sieben Jahren vollendet. Ihre Resultate machte Bouguer später 
bekannt: es war die Größe eines Meridiangrades unter dem Aequator = 
56753 Toisen gefunden worden. 
Die lappländische Messung von Torneä aus zum Polarkreise fand unter 
Maupertuis, Cloiraut, Outhier u. A. 1736 statt, und war schon nach 
15 Monaten vollendet. Als Größe eines Grades unter dem Polarkreise hatten 
sich 57437 Toisen ergeben. Somit w r ar ein Resultat erzielt, welches die Ab 
plattung der Erde und somit die Rotation derselben bestätigte.
	        
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