Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper. 
sondern täglich 148 Sekunden nachgehen zu sehen, und er war deshalb ge- 
nöthigt, das Pendel um nahe l J /4 Par. Linie zu verkürzen, um den Gang der 
Uhr zu beschleunigen und so die Differenz auszugleichen. Als er später nach 
Paris zurückkehrte, fand er, daß seine Uhr nun täglich 148 Sekunden zu früh 
ging, und er mußte deshalb das Pendel wieder um l 1 /* Linie verlängern, um 
ihm die frühere Länge zu geben. Einer Störung der Uhr während der Eeise 
konnte er diese Erscheinungen im Gange der Uhr unmöglichzuschreiben; doch 
gelang es ihm nicht, die wahre Ursache derselben zu entdecken. Hierzu ge 
hörte Newtons Scharfsinn. Dieser große Mann hatte kaum von der Sache 
gehört, als er sie sogleich für den so lange vergeblich gesuchten experimen 
talen Beweis für die Dotation und die Abplattung der Erde erklärte. Und in 
der Tliat, es ist kein zweites Instrument gefunden worden, das die Größe der 
Abplattung mit einer größeren Genauigkeit zu bestimmen möglich gemacht 
hätte, als das Pendel; ja, es ist durch dasselbe gelungen, das Verhältnis der 
Schwere in verschiedenen Breiten und den Fallraum der Körper in der ersten 
Sekunde des Falles mit einer Schärfe anzugeben, wie es auf andern Wegen 
nicht hatte geschehen können. 
2. Einrichtung des Pendels. Wir wollen deshalb noch einige Zeit 
bei dem Pendel verweilen, um es genauer kennen zu lernen. 
Befestigt man z. B. eine Bleikugel oder sonst einen schweren Körper an 
einem Faden, den wir ohne Gewicht denken wollen, und hängt mit diesem die 
Kugel in angemessener Weise, etwa an einem Stifte, 
auf, so hat man ein einfaches Pendel, wie es 
Fig. 33 zeigt. 
Ueberläßt man die Kugel sich selbst, so w r ird 
sie durch die Wirkung der Schwere nach dem Punkte 
D gezogen, und sie spannt den Faden in der senk 
rechten Dichtung AD. Bringt man dagegen die 
Kugel aus dieser Duhelage in eine neue, Mi?, so 
wird die Kugel, losgelassen, wegen der Anziehungs 
kraft der Erde darnach streben, den tiefsten Punkt 
des Bogens B D C einzunehmen, um dem Erd 
mittelpunkte so nahe als möglich zu sein. Durch 
die Bewegung der Kugel von B nach D hat aber 
dieselbe eine gewisse Geschwindigkeit erhalten, und wegen der Trägheit oder 
des Beharrungsvermögens, dem alle Körper unterworfen sind, wird die Kugel 
genöthigt, einen zweiten, BD gleichen Bogen DC zu durchlaufen. In C aber 
kann sie nicht zur Buhe gelangen, da die Anziehungskraft der Erde sie aufs 
neue nach dem Punkte D zu ziehen trachtet. Sie schwingt also nach D zurück, 
und weil hier wieder das Beharrungsvermögen seinen Einfluß geltend macht, 
so steigt die Kugel wieder bis B empor, von wo dann die Bewegung in der 
beschriebenen Weise sich wiederholt. So fährt die Kugel fort, den Bogen BDC 
und umgekehrt CDB zu durchlaufen. Einen Hin- oder einen Hergang des 
Fig. 33.
	        
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