Full text: Allgemeine Himmelskunde

Erklärung der Erscheinungen aus cler Rotation der Erde im allgemeinen. 121 
aus vorzuschreiten. Wir finden dann, daß Sidney von Berlin aus 138° östlich 
liegt, und dies bedingt einen Zeitunterschied von 9 1 ' 12 ra ; um so viel früher muß 
also der Anfang des neuen Jahres dort eingetreten sein; es muß also, wenn 
.man nach 0. vorschreitet, bereits Mittwoch, der 1. Jan. 9 h .12 1,1 vormittags 
sein. Auch für Makao stimmt die Rechnung, wenn wir von Berlin nach 0. 
gehen. Da es 100° östlich von Berlin liegt, so beträgt der Zeitunterschied 
6 h 40 m ; es muß daher bereits Mittwoch, der 1. Jan. 6 11 40 111 morgens sein. 
Aus dem Bisherigen wird klar geworden sein, daß, wenn zwei Seefahrer 
die Erde umschiffen, der eine nach 0., der andre nach W., sie endlich in 
Gegenden kommen müssen, wo der Wochentag um einen Tag abweicht. Wo 
aber diese Gegenden sind, das läßt sich nur entscheiden durch die Beantwor 
tung der Frage: Von welcher Seite her ist den betreffenden Gegenden der 
Kalender und die Zeitrechnung gebracht worden? Hierauf ist zu sagen: Die 
Spanier fuhren auf ihren Entdeckungsreisen im allgemeinen nach Westen 
und berechneten Uhrzeit und Wochentage der entdeckten Länder nach Maßgabe 
der westlichen Entfernung derselben von ihrem Mutterlande. Die Portugie 
sen, Holländer und Engländer dagegen fuhren meist nach Osten, und 
brachten daher von der entgegengesetzten Richtung Kalender und Zeitrechnung 
mit. Es giobt nun eine ziemlich gekrümmte Linie im Großen Ocean, welche 
die Entdeckungen der erstgenannten Nation von denen der letztgenannten 
Nationen trennt. Diese Linie beginnt an den Gestaden des nördlichen Eismeeres 
bei Nordamerika, zwischen den früheren Besitzungen der Russen in diesem 
Erdtheile und dem britischen Nordamerika, läuft dann durch den Großen Ocean, 
und zwar südlich von den Aleuten, dann östlich von den Kurilen und den japa 
nischen Inseln, umschließt hierauf die Philippinen in einem westlichen Bogen 
und wendet sich nun zwischen Neu-Guinea und den Carolinen nach Osten; dann 
umfaßt sie in einem östlichen Bogen die innere australische Inselreihe und zieht 
endlich nach dem Südpol. Alle Oerter östlich von dieser Linie werden im 
allgemeinen, weil ihnen der Kalender und die Zeitrechnung von Osten gekom 
men ist, in Wochentag und Datum gegen die westlich davon liegenden einen 
Tag zurück sein. Ja, für gewisse Oerter nahe der Scheidelinie kann für kurze 
Zeit um die Mitternachtsstunde herum eine Differenz von zwei und selbst von 
drei Wochentagen eintreten, wie eine einfache Rechnung zeigt: Gilolo, die 
Hauptinsel der Molukken, hat seine Zeitrechnung durch die Holländer von W. 
her erhalten. Es liegt 114 1 / 2 ° östlich von Berlin; der Zeitunterschied zwischen 
beiden Oertern beträgt daher 7 h 38 m . Ist in Gilolo Mittwoch 12 h 15 m nachts, 
so ist in Berlin erst Dienstag 4 11 37 m nachmittags. 
Der Stadt Manila auf den Philippinen ist der Kalender durch die Spanier 
von 0. her gebracht worden. Da sie 253'/ 2 ° westlich von Berlin liegt, so be 
trägt der Zeitunterschied beider Oerter 16 h 54 111 . Während also in Berlin 
Dienstag 4 h 37 ra nachmittags, in Gilolo aber Mittwoch 12 h 15 m nachts ist, 
ist in Manila erst Montag ll h 43 m nachts oder 17 m vor Mitternacht. 
Um diesem durch den so sehr unregelmäßigen Gang der oben beschrie-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.