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Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper.
benen Scheidungslinie entstehenden TJebelstande abzuhelfen, hat der Engländer
Wilcke vorgeschlagen, anstatt jener unregelmäßigen Scheidungslinie einen so
genannten Kalender-Meridian anzunehmen, wozu sich der durch die Behrings
straße gehende 209. östl. Meridian eignen würde. Ob dieser Vorschlag je zur
Ausführung kommen wird, muß dahingestellt bleiben. Eine kleine Verbesserung
hat aber jene Linie bereits erfahren, indem die Vereinigten Staaten Nordamerikas
in das von den Küssen für einen Preis von 7,200000 Dollars erworbene Alaska
ihren Kalender eingeführt haben.
4. Die Bewegung des Mondes. Was die scheinbare Bewegung des
Mondes betrifft,.so erklärt sich durch die Rotation der Erde zwar seine täg
liche, nicht aber seine beträchtliche monatliche Bewegung, bei der er be
kanntlich täglich etwa 13° in seiner eigenthümlichen Bahn fortschreitet. Erstere
Bewegung als durch die Rotation der Erde hervorgerufen, noch besonders nach
zuweisen, wird nach dem Bisherigen unnöthig sein. Für die letztere Bewegung
werden wir die Erklärung noch zu suchen haben.
II. Vorbereitung zu einer specielleren Erklärung der Erscheinungen.
1. Lage der wichtigsten Kreise des Himmels zu denen auf der
Erde. Versetzen wir uns in Gedanken auf den Nordpol der Erde, so geht die
verlängert gedachte Erdachse durch uns hindurch. Nach jeder Rotation der
Erde haben wir uns einmal um uns selbst gedreht, und dabei stets denselben
Punkt des Himmels unbeweglich in unserem Zenith behalten. Dieser Punkt
kann kein anderer sein als der Nordpol des Himmels. In ähnlicher Weise
würden wir auf dem Südpol der Erde den Südpol des Himmels im Zenithe
haben. Nord- und Südpol des Himmels werden also getroffen, wenn man sich
die Erdachse bis zum Himmel verlängert denkt.
Entfernen wir uns einen Grad von dem Nordpol der Erde, so muß unser
Zenith sich einen Grad vom Nordpol des Himmels entfernen, und da Avir selbst
auf unserm neuen Standpunkte in 24 Stdn. einen kleinen Parallelkreis beschrei
ben, so muß auch unser Zenith dabei allmählich Punkten des Himmels zuge
wandt werden, die in einem Parallelkreise liegen, der von dem ruhenden Pole
als Mittelpunkt 1° entfernt ist.
Bei größerer Entfernung vom Pole der Erde muß auch unsere Zenithdistanz
des Himmelspoles stets im Verhältnis unserer Entfernung vom Erdpole sich
vergrößern, und stets von unserm Zenithe am Himmel ein Parallelkreis durch
laufen werden, der dem von uns selbst auf der Erde durchlaufenen Parallel
kreise entspricht. In Berlin z. B. sind wir 37 l / 2 ° vom Nordpol der Erde, unser
Zenith darum 37 V 2 0 vom Nordpol des Himmels entfernt. Auf dem Aequator,
90° vom Pole entfernt, würde unser Zenith den Aequator des Himmels zu
durchlaufen scheinen.
Auf diese Weise spiegeln sich die Parallelkreise der Erde gleichsam auf