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Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper.
Parallelkreise der Erde entspricht der von unserm Zenithe scheinbar
durchlaufene Parallelkreis des Himmels.
4) Die verlängerte Erdachse giebt die Himmels- oder Weltachse, so daß
jene ein Theil dieser ist.
5) Die Ebene des Erdäquators ist ein Theil der Ebene des Himmelsäqua
tors; es fallen also zwar die Ebenen, nicht aber die Peripherien
beider Kreise zusammen.
6 ) Die Ebenen der übrigen Parallelkreise der Erde fallen nicht mit denen
des Himmels zusammen, laufen aber mit einander parallel.
Die eigentliche Ursache der Entstehung der Kreise am Himmel liegt in
der Dotation der Erde, und man hätte sie von dieser auf den Himmel über
tragen müssen, wenn man naturgemäß hätte verfahren wollen. Dies ist indessen
nicht geschehen, da die Dotation des Himmels bereits Jahrtausende hindurch
wahrgenommen worden war, ehe man sich von der Dotation der Erde auf die
beschriebene Weise überzeugt hatte. Der historische Weg ist auch hier, wie
bei so vielen Dingen, der gewesen, vom Secundären zum Primären, von der
Wirkung zur Ursache fortzuschreiten.
2. Das geograghische Netz. Wie man mit Hilfe der Kreissysteme,
mit denen man den Himmel überzogen gedacht l^it, die Position der einzelnen
Sterne mit großer Genauigkeit bestimmen kann, haben wir bereits S. 62ff.
gelernt. In ähnlicher Weise geschieht auch die genaue Ortsbestimmung auf
der Erde, und zwar durch zwei Systeme von Kreisen, durch die bekannten Pa
rallelkreise und die Meridian- oder Mittagskreise, die zusammen das geogra
phische Netz heißen, welches
die nebenstehende Fig. 39 dar
stellt.
Der größte aller Parallelkreise,
der Aequator, theilt die Erde in
die nördliche und die süd
liche Halbkugel und wird als
erster aller Parallelkreise ange
nommen. Von ihm kann ein Ort
der Erdoberfläche nach N. oder S.
entfernt sein, und man nennt die
Entfernung des Ortes vom Aequa
tor, gemessen durch den Meridian
bogen zwischen dem Aequator und
dem Orte, die geographische
Breite des Ortes. Man unter
scheidet sie als nördliche und
südliche Breite. Da die geogra
phische Breite nur bis zu den Polen hinauf gezählt werden kann, so giebt es
höchstens 90° nördlicher und 90° südlicher Breite. Alle Oerter, die auf dem