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Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper.
der Theil des Himmels unter dem Horizonte, welcher für w“ in demselben
Momente über dem Horizonte sich befindet, und umgekehrt. Sterne, die für
den einen Ort eben aufgehen, gehen für den andern eben unter. Hat der eine
Morgen, so hat der andre Abend, und umgekehrt. Sterne, die für den einen
Ort in der oberen Culmination stehen, stehen für den andern in der unteren
Culmination. Hat der eine Mittag, so hat der andre Mitternacht; ihre Zeit
differenz beträgt 12 Stdn. Gegenfüßler haben also entgegengesetzte
Tageszeit.
Wegen der entgegengesetzten geographischen Breite haben sie aber
auch entgegengesetzte Jahreszeiten. Die Zeit des höchsten Sonnen
standes für den einen ist die Zeit des niedrigsten Sonnenstandes für den andern;
wird z. B. am 21. Juni von der Sonne der nördliche Wendekreis WW‘ durch
laufen, so hat der Ort w‘ zu Mittag eine Sonnenhöhe von P‘"W 4 — 90°, der
Ort W‘ nach 12 Stdn. eine Mittagshöhe PW — 43° u. s. w.
Wie gestalten sich aber die Verhältnisse für zwei Gegenfüßler auf dem
Aequator, und wie für die beiden Pole? Gilt das oben Gesagte auch in allen
Stücken für sie? Haben Gegenfüßler auf dem Aequator entgegengesetzte Breite
und entgegengesetzte Jahreszeit? die Polbewohner entgegengesetzte Länge?
etc. etc. Die Antwort auf diese Fragen wird nach dem Bisherigen bei einigem
Nachdenken leicht gefunden werden.
2. Gegenwohner nennt man die Bewohner solcher Oerter, die, wie in
w und w“, p und p ", p‘ und p iU etc., auf demselben Meridian, aber auf ent
gegengesetztem Parallelkreise liegen. Sie haben also dieselbe Länge und
gleiche, aber entgegengesetzte Breite; der eine liegt auf der nördlichen,
der andre auf der südlichen Halbkugel, beide aber entweder auf der östlichen,
oder auf der westlichen Halbkugel.
Die Horizonte je zwei solcher Oerter sind gegen einander um einen Winkel
geneigt, der gleich der Summe der Breiten beider oder gleich ihrer Entfernung
von einander im Meridian ist. So bilden die wahren Horizonte der Oerter w
und w“, nämlich P‘P“ resp. P"'P, einen Winkel von 47°, da jene Oerter, in
den Wendekreisen gelegen, 47° von einander entfernt sind. Gegenwohner, iv
und w“, haben daher auch gleiche, aber entgegengesetzte Polhöhe, P‘Np resp.
P'"Sp, und gleiche, aber nach entgegengesetzten Himmelsgegenden liegende
Aequatorhöhe, P"A resp. PA.
Da sie auf demselben Meridian liegen, haben sie in demselben Augenblick
Mittag, überhaupt dieselbe Tageszeit, aber wegen der entgegengesetzten
Breite entgegengesetzte Jahreszeiten.
Bieten auch hier der Aequator und die Pole Abweichungen vom Gesagten ?
3. Nebenwohner endlich heißen solche Bewohner der Erde, die auf
demselben Parallelkreise, aber auf entgegengesetztem Meridian, mithin 180° von
einander wohnen. Sie wohnen an den Endpunkten des Durchmessers eines
Parallelkreises, aber nicht, wie Gegenfüßler, der Erde.
In der Fig. 47 zeigen w und wiv“ und iv“\ p und p* etc. die Lage der