Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von der Zeitrechnung und dem Kalender. 
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Nähere Ausführung der Sache. Im Anfänge der cyklischen Berechnung des 
Osterfestes suchte man, wie schon oben gesagt, das Datum der Neumonde für die 
verschiedenen güldenen Zahlen des 19jährigen Mondencirkels zu bestimmen, dann mit 
Hilfe der sogenannten Epakten*) das Datum der Vollmonde, also auch des Oster 
vollmondes, und endlich durch Berechnung des sogenannten Sonntagsbuchsta 
bens das Datum des Ostersonntages zu finden. Diese Art der Berechnung war aber 
ziemlich umständlich, und man führte daher später Tabellen ein, welche leicht die 
Zahl der Tage finden ließen, die man zu dem 21. März hinzuzuzählen hatte, um das 
Datum des Ostervollmondes zu finden; das Datum des Ostersonntages war dann leicht 
zu bestimmen. Wir wollen eine solche Tabelle aufstellen, wie sie in der ersten Hälfte 
des 8. Jahrhunderts zur Zeit des englischen Kirchenrechners Beda’s des Ehrwür 
digen in dem ersten Jahre eines Mondencirkels aufgestellt worden ist. Zum Ver 
ständnis der Sache ist es nöthig zu erwägen, daß, da 12 Mondmonate = 354 Tagen, 
13 dergleichen aber 384 Tage sind, das Datum des ersten Frühlings-Vollmondes in 
jedem folgenden Jahre entweder um 11 Tage zurückweicht, oder um 19 Tage vorrückt. 
Zur Zeit des genannten Beda gehörte zur güldenen Zahl I die Zahl 15; der Oster 
vollmond fiel also 15 Tage nach dem 21. März, also auf den 5. April. Im folgenden 
Jahre mußte zur güldenen Zahl II 15 — 11 = 4 gezählt werden; der cyklische Voll 
mond traf also auf den 25. März. Im' dritten Jahre konnte die bestimmende Zahl 
nicht 11 — 4, sondern nur 4 + 19 = 23 sein, weil man sonst das Datum eines 
Vollmondes vor dem 21. März gefunden hätte; der Ostervollmond war also am 
13. April. Setzt man in der bezeichneten Weise die Rechnung fort, so ergiebt sich 
folgende Tabelle: 
Güldene Zahl 
Bestimmende Zahl 
Datum des Ostervc 
I 
15 
5. April 
II 
15 — 
11 
= 
4 
25. März 
III 
4 4- 
19 
= 
23 
13. April 
IV 
23 — 
11 
= 
12 
2. » 
V 
12 — 
11 
= 
1 
22. März 
VI 
1 + 
19 
= 
20 
10. April 
VII 
20 — 
11 
= 
9 
30. März 
VIII 
9 + 
19 
= 
28 
18. April 
IX 
28 — 
11 
= 
17 
7. » 
X 
17 — 
11 
= 
6 
27. März 
XI 
6 -f 
19 
= 
25 
15. April 
XII 
25 — 
11 
= 
14 
4. » 
XIH 
14 — 
11 
= 
3 
24. März 
XIV 
3 + 
19 
= 
22 
12. April 
XV 
22 — 
11 
-- 
11 
1. » 
XVI 
11 — 
11 
= 
0 
21. März 
XVH 
0 + 
19 
= 
19 
9. April 
XVIII 
19 — 
11 
= 
8 
29. März 
XIX 
8 + 
19 
= 
27 
17. April. 
*) Unter der Epakte des Jahres verstand man die Zahl, welche die Anzahl der 
Tage angab, die am 1. Januar seit dem letzten Neumonde verflossen waren. Zu 
jeder güldenen Zahl gehörte eine besondere Epakte.
	        
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