Von den Mondfinsternissen.
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Atmosphäre in Beziehung auf Wassergehalt und Wolkenbildung bedingt. Die
am Rande des Kernschattens hingleitenden und gebrochenen Lichtstrahlen wer
den durch Beugung und Reflexion in denselben hineingelenkt, wodurch eben
seine verschiedene Färbung hervorgebracht wird.
Indessen reicht der Zustand der Atmosphäre allein nicht aus, alle Erschei
nungen zu erklären, namentlich den Umstand nicht, daß die Flecken des Mondes
anfangs verschwinden, bei vorrückender Finsternis wieder sichtbar werden, um
gegen Ende der Finsternis wieder zu verschwinden. Zur Erklärung dieser Ver
hältnisse scheint der glänzende Strahlenkranz oder die Corona, welche bei
totalen Sonnenfinsternissen beobachtet wird, geeignet zu sein. Auch für den
Mond muß dieselbe sich zeigen, aber für verschiedene Stadien der Finsternis
in verschiedener Breite und Helligkeit. Wenn die Erde den Mondörtern, bei
denen der Kernschatten zuerst eintritt, die letzten Strahlen der Sonne verdeckt,
so muß jene Corona eine sehr ungleiche Breite und Helligkeit besitzen (die
größte da, wo die Strahlen zuerst verschwanden); das in derselben gebrochene
vielfarbige Sonnenlicht fließt zu einem Grau zusammen und macht für uns die
Flecken des Mondes beim Beginnen der Finsternis unsichtbar. Erlangt die
Corona bei vorschreitender Finsternis eine gleichmäßigere Breite und ein gleich
mäßigeres Licht, in welchem wie bei unserer Morgen- und Abendröthe das
Roth überwiegen wird, so wird auch die Färbung des Erdschattens eine vor
herrschend röthliche werden, in welcher die Mondflecken wieder aufdämmern,
bis für die Oerter nahe dem Centrum des Erdschattens wegen der Größe der
die Sonne bedeckenden Erde das Licht wieder zu schwach wird, die Flecken
erkennen zu lassen. Beim Austritt des Mondes aus dem Erdschatten tritt wie
der das zuerst angedeutete Verhältnis ein, bei dem die Flecken des Mondes
wieder verschwinden.
9. Wiederkehr der Mondfinsternisse. Da das Mondjahr nur eine
Dauer von 354 Tagen hat, also das Datum des 13. Vollmondes jährlich um
etwa 11 Tage, in Schaltjahren um 10 Tage vorrückt, so verfrüht sich in
einem folgenden Jahre das Datum einer entsprechenden Mondfinsternis um etwa
10 oder 11 Tage. So ist z. B. in diesem Jahre 1869 eine Mondfinsternis am
28. Januar; im nächsten Jahr wird die entsprechende Finsternis schon am
17. Januar, im dann folgenden Jahre 1871 schon am 6. Januar eintreten. Da
ferner 223 synodische Monate = 242 drakonitischen Monaten oder = 6585 Tg.
= 18 Jahren 11 Tagen sind (chaldäisclie Periode), nach dieser Zeit aber
Sonne, Mond und die Knoten nahe wieder dieselbe Lage zu einander haben, so
verspätet sich nach 18 Jahren das Datum einer entsprechenden Mondfinsternis
um etwa 11 Tage. Erst nach 19 Jahren (s. den Jfeiowschen Mondencirkel)
treffen die Finsternisse wieder ziemlich genau auf dasselbe Datum, so daß es
hiernach möglich ist, schon viele Jahre voraus den Eintritt der Mondfinster
nisse vorauszusagen. Die genaueren Umstände der einzelnen Finsternisse aber,
als Anfang und Ende der Finsternis, für welche Oerter sie sichtbar, wie viel
zöllig dieselbe sein werde u. dgl. m. muß in jedem Falle durch besondere Rech