Full text: Allgemeine Himmelskunde

240 Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper. 
finsternis bereits überschritten. Ss ging der Mond schon über der Sonne vorbei, und 
die Erde unter dem Schatten des Mondes hin, ohne von ihm getroffen zu werden. 
Man sieht dies in der Figur an der Stellung des Neumondes bei o. Er hatte den 
aufsteigenden Knoten bereits passirt und stand schon in dem nördlichen Theil seiner 
Bahn. Der voraufgegangene Vollmond indessen stand dem absteigenden Knoten noch 
so nahe, daß er von einer partialen Finsternis begleitet war. 
In den folgenden Monaten mehrte sich die Entfernung des Neumondes von dem 
Knoten, wie aus der Figur an den Stellungen desselben bei p und q zu ersehen ist, 
so daß Finsternisse an der Sonne unmöglich waren. In q, am 2. Juli, befand sich 
der Neumond ungefähr in der Mitte zwischen beiden Knoten. Von nun an näherte sich 
aber der Neumond, in r und s, dem absteigenden Knoten, bis er denselben am 
29. Septbr. erreichte und für Oerter in Asien und dem nordöstlichen Theile Europas 
eine ringförmige Sonnenfinsternis hervorrief. Auch der nächste Vollmond am 
13. Octbr. war von einer fast totalen Mondfinsternis begleitet. 
Es sind aber auch 2 Sonnenfinsternisse in 2 auf einander folgenden Monaten 
möglich, und zwar dann, wenn der Knoten ungefähr in der Mitte zwischen 2 auf 
einander folgenden Neumonden liegt. In diesem Falle wird aber der zwischen deu 
beiden von Sonnenfinsternissen begleiteten Neumonden liegende Vollmond von einer 
totalen Mondfinsternis begleitet sein, weil er sich in oder ganz nahe dem Knoten 
befindet. 
Was das Datum für die Sonnenfinsternisse betrifft, so verfrüht sich dasselbe 
ebenfalls mit jedem Jahre, wie aus den Kalendern ersehen werden kann; nach 
19 Jahren fällt es, wie bei Mondfinsternissen, wieder ziemlich genau auf densel 
ben Tag. 
S. Eigenthümliche Erscheinungen bei einer Sonnenfinsternis. 
Wenngleich wir den Verlauf einer Mondfinsternis mit großem Interesse ver 
folgen und der Anblick des meist in kupferrotliem Lichte sich zeigenden Mon 
des in uns eigenthümliche Empfindungen hervorruft, so ist doch der Eindruck, 
den eine totale Sonnenfinsternis auf uns macht, viel bedeutender. Denn wenn 
wir in der Nacht das Licht des Mondes schwinden sehen, so ist das eben nichts 
besonders Auffälliges, da wir desselben in manchen Nächten entbehren müssen. 
Wenn dagegen bei einer totalen Sonnenfinsternis eine meist plötzlich eintretende 
Dunkelheit die Helligkeit des Tages unerwartet unterbricht, der Himmel sich 
in eine eigenthümliche, schwärzlich blaue Farbe kleidet und der Horizont sich 
orangefarben umsäumt; wenn selbst Sterne am Himmel sichtbar werden, wie 
bei der großen Sonnenfinsternis im Jahre 1851, da Venus rechts, Merkur links 
von dem Monde stand; wenn endlich die Luft sich rasch um mehrere Grade 
abkühlt, Tliau zu fallen beginnt und Wolken sich bilden: so sind das Erschei 
nungen, die auf keinen Menschen eines gewissen Eindruckes verfehlen. Selbst 
Thiere und Pflanzen bleiben davon nicht unberührt; man hat namentlich Vögel, 
wie beim Herannahen der Nacht, sich in ihre Nester zurückziehen, Blumen sich 
schließen sehen. Was indessen den Grad der Dunkelheit betrifft, der bei Sonnen 
finsternissen auf der Erde hervorgerufen wird, so haben in dieser Beziehung 
große Verschiedenheiten stattgefunden. 
Von unbedeutenden partialen Finsternissen bemerkt derjenige, welcher nicht
	        
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