Yon den Sonnenfinsternissen.
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genau um die Finsternis weiß und sie beobachtet, fast gar nichts, indem die
Schwächung des Tageslichtes fast unmerklich ist; ja. selbst bei fast totalen
Finsternissen ist nur eine wenig auffällige Abnahme der Helligkeit wahr
genommen worden, wie darüber viele Erfahrungen vorliegen und aufgezeichnet
sind. Im allgemeinen hat sich herausgestellt, daß nur dann eine recht merk
liche Verfinsterung auf der Erde entsteht, wenn mehr als 3 /4 des Sonnendurch
messers bedeckt werden.
Bei totalen Sonnenfinsternissen ist auch nicht immer derselbe Grad der
Dunkelheit beobachtet worden, und es scheint auch hier die Beschaffenheit der
Atmosphäre von Einfluß zu sein. Zuweilen ist aber die Dunkelheit schon sein-
bedeutend gewesen, wie z. B. bei der am 12. Mai 1706 um 9 1 /2 Uhr vormittags
zu Arles beobachteten totalen Finsternis, die 4 */2 Min. dauerte. Es wurde so
finster, daß man Mühe hatte, sich gegenseitig zu erkennen.
Einer besonderen Erwähnung verdienen hier noch einige in der neuesten
Zeit, nämlich am 8 . Juli 1842 und am 28. Juli 1851 in Europa, ferner am
18. Juli 1860 in Spanien und Nord-Afrika, am 18. Aug. 1868 im südlichen
Asien beobachtete totale Sonnenfinsternisse, indem sie die bisher herrschend ge
wesenen Ansichten über die Umhüllungen des Sonnenkörpers nicht unwesentlich
modificirt haben. Man sah nämlich um die die Sonne bedeckende größere
Mondscheibe nicht bloß den gewöhnlich bemerkten hellen Schein, die sogenannte
Krone oder Corona, sondern außerdem eigentliümlich gestaltete, meist in rotliem
Lichte strahlende Erhebungen, die sogenannten Protuberanzen, deren oberer
Rand an manchen Stellen zackig, ähnlich manchen Bergzügen, erschien. An
anderen Stellen schienen Flammenbüschel von der Sonne auszugehen, und einige
haben sogar wie rötliliches Gewölk in der Strahlenkrone schweben sehen. Aehn-
liche Erscheinungen sind zwar schon früher, wie z. B. im Jahre 1733 bei einer
totalen Sonnenfinsternis in Schweden, nie aber so deutlich und von so vielen
geübten Beobachtern zugleich wahrgenommen worden. Wir begnügen uns hier
mit dieser Andeutung der Sache, und werden Näheres darüber in der folgenden
Abtheilung des Buches bei der speciellen Betrachtung der Sonne mittheilen.
9. Ueber die Berechnung der Sonnenfinsternisse. Die Berechnung
der Mondfinsternisse ist eine nicht gar schwierige Sache; weit complicirter aber
ist die Berechnung der Sonnenfinsternisse, und zwar besonders durch den Um
stand, daß dieselben nicht wirkliche, an allen Orten zugleich und in gleicher
Weise sichtbare Ereignisse, wie die Mondfinsternisse, sondern vielmehr nur
Sonnenbedeckungen sind, und es macht die Rechnung zusammengesetzter
und schwieriger, wenn z. B. angegeben werden soll, für welche Oerter die
Finsternis partial, oder total, oder ringförmig, und im letzteren Falle, für
welche sie central sein, wann die Finsternis für verschiedene Oerter anfangen
und endigen werde u. s. w. Dessen ungeachtet wissen die Astronomen auf alle
diese und ähnliche Fragen ziemlich zuverlässige Antworten zu geben und für
zukünftige Zeiten die eintretenden Sonnenfinsternisse im voraus zu bestimmen.
Da jeder Kalender die in dem betreffenden Jahre eintretenden Finsternisse an-
Wetzol, Himmelsktuidp. lg