Von den Planeten. — Das Copernikanisclie System. 265
haben; zugleich kann er, wie auch im Fernrohr gesehen werden kann, nicht
mehr als ganze Scheibe sich darstellen, sondern es muß an der linken Seite
derselben etwas fehlen.
Während der folgenden zwei Monate bewegt sich Mars nach -E, die Erde
nach e. Der Planet ist mit größerer Geschwindigkeit rechtläufig geblieben;
aber seine Entfernung von der Sonne, Winkel EeS, ist kleiner als 90°. Diese
Annäherung an die Sonne wird in den folgenden Monaten immer bedeutender,
wie aus der Vergleichung der betreffenden Winkel erkannt werden kann; 11 Mo
nate nach der Opposition des Mars ist sie nur noch gleich dem spitzen Winkel
HhS. Der in der Richtung hH stehende Planet hat in Beziehung auf die
Fixsterne noch keinen halben Umlauf vollendet; denn er steht den in der Rich
tung aA stehenden Fixsternen noch nicht gegenüber.
Wenn 13 Monate nach der Opposition die Erde zum zweitenmale nach b,
Mars aber nach I gekommen ist, so erscheint dieser nicht mehr, wie bisher,
links, sondern um den Winkel IbS rechts von der Sonne. Der Planet ist,
wenn anders man so sagen will, Morgenstern geworden und hat nun bereits
mehr als einen halben Umlauf gegen die Fixsterne vollendet, da er die in der
Richtung Aa liegenden Sterne bereits passirt hat. Zwischen dem 12. und
13. Monat muß Mars nach der Zeichnung in Conjunction mit der Sonne
gewesen sein, und zu dieser Zeit muß einmal der Planet wegen der größten
Entfernung von der Erde seinen kleinsten scheinbaren Durchmesser zeigen, zu
gleich aber mit der größten Geschwindigkeit rechtläufig fortschreiten, da
Erde und Planet sich nach entgegengesetzten Richtungen bewegen, und darum
die scheinbare Bewegung des Planeten die Summe der beiderseitigen Bewe
gungen ist.
Setzt man die Zeichnung fort, so wird man den Planeten mit abnehmen
der Geschwindigkeit sich ferner rechtläufig bewegen, dabei immer weiter sich
von der Sonne nach W. entfernen, kurz vor der abermaligen Opposition sta
tionär, darauf aber rückläufig werden, und endlich den Verlauf der Be
wegung in der beschriebenen Weise sich erneuern sehen.
In ähnlicher Weise läßt sich der scheinbare Lauf der übrigen oberen Pla
neten erklären, wenn man die ihre Bahnen darstellenden Kreise im Verhältnis
ihrer Entfernungen von der Sonne construirt und den Umlaufszeiten gemäß
theilt. So finden die scheinbar so verwickelten Bewegungen der Planeten,
namentlich die zweite Ungleichheit derselben, durch das Copernikanische System
in einfacher und durchaus befriedigender Weise ihre Erklärung, ohne zu ganzen
Systemen von Epicykeln seine Zuflucht nehmen zu müssen. Die zweite Un
gleichheit der Planeten hat also ihre Ursache einfach in dem Umstande, daß
wir die Bewegung der Planeten nicht von einem festen, sondern von einem be
weglichen Standpunkte aus betrachten.
Was die eigenthümlichen, in Fig. 73 und 74. dargestellten Verschlingun
gen der Bahnen betrifft, so erklären sie sich leicht aus dem Umstande, daß
die Bahnen der betreffenden Planeten gegen die Ebene der Erdbahn geneigt