Kepler und seine Gesetze.
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Gesetzmäßigkeit zu geben, sollte einem Deutschen, Johann Kepler, gelingen.
Gestützt auf die vortrefflichen Beobachtungen Tychos, gelangte er durch den
beharrlichsten Fleiß und bewundernswerthe Geduld zu Resultaten, die seinem
Namen ebenfalls die Unsterblichkeit sichern werden. Er kam auf den glück
lichen Gedanken, das Copernikanische System mit den genannten Beobachtun
gen Tychos, und somit mit dem Himmel selbst zu vergleichen. Ehe wir aber
kurz den Gang seiner Bemühungen andeuten, wollen wir zuvor noch einige
Bemerkungen über seine persönlichen Verhältnisse mittheilen, mit diesen aber,
da sie dem Reformator des Copernikanischen Systems gelten, der einen
neuen, wesentlichen Fortschritt in der Astronomie begründete, ein neues Kapitel
beginnen.
Viertes Kapitel.
Kepler und seine Gesetze.
1. Johann Kepler, der Sohn eines armen Gastwirths, wurde im Jahre
1571 den 27. December in dem Dorfe Mag st all bei Weil in Wiirtemberg
geboren. Wegen Mittellosigkeit der Eltern mußte er nach empfangenem dürf
tigen Schulunterricht daran denken, sich selbst die Mittel zu verschaffen, um
in Tübingen Theologie studiren zu können. Durch Erziehung und Unterricht
von Kindern, sowie durch Herausgabe von Kalendern erwarb er sich später
kümmerlich seinen Unterhalt, und fast während seines ganzen Lebens hat dieser
hochverdiente Mann sich in den dürftigsten Verhältnissen befunden. Es kommt
dabei freilich viel auf die unglücklichen Zeitverhältnisse, indem Kepler die
Wehen des 30jährigen Krieges bitter empfinden mußte. — Erst 22 Jahr alt,
ward er Professor der Mathematik zu Grätz, wo er 1596 sein »Mysterium cos-
mograpliicum « herausgab, in welchem er sich mit Scharfsinn über die Vorzüge
des Copernikanischen Systems verbreitet, aber auch Beweise seiner lebhaften,
dem Verstände oft voraneilenden Phantasie giebt. Durch diese Schrift wurde
er Tycho bekannt, den er sehr verehyte, und mit dem er seitdem in Brief
wechsel stand. Als Tycho später bei seinem Hofe in Misgunst fiel und 1599
vom Kaiser Budolf nach Prag berufen wrnrde, ging auch Kepler dahin, wo er
auf Tychos Verwendung die Stelle eines kaiserlichen Mathematikers erhielt und
Tycho in der Berechnung verbesserter astronomischen Tafeln unterstützte. Nach
dem schon 1601 erfolgten Tode Tychos trat Kepler in dessen Stelle, in welcher
er bis zum Jahre 1613 verblieb. Schon unter Budolf war ihm sein Gehalt
unregelmäßig oder gar nicht gezahlt worden, und da Budolfs Nachfolger,
Matthias, noch schlechter zahlte, so ging er als Lehrer an das evangelische
Gymnasium zu Linz, wo er 15 Jahr lang ebenfalls unter drückenden Verhält
nissen lebte. Um sich zu verbessern, ging er kurze Zeit nach Ulm und trat
dann in Wallensteins Dienste, dessen Erwartungen er aber nicht entsprach,