Full text: Allgemeine Himmelskunde

280 Von den wirklichen Bewegungen dev Himmelskörper. 
hältnis erkennen, das fast an Gesetzmäßigkeit erinnert. Mit der Sache ward 
der verdienstliche Bode durch eine Uobersetzung von Bonnets »Cont< mplation 
de la nature « bekannt, die Prof. Titins in Wittenberg geliefert hatte. Bonnet 
sagt etwa: Theilt man die Entfernung Saturns von der Sonne, etwa 200 mill. 
Min., in 100 gleiche Theile, so kommen dem Merkur davon 4 Theile, den 
folgenden Planeten aber 4 + 3, 4 + 6, 4+12 ; 4+24 Theile u. s. w. zu. Multi- 
plicirt man diese Summen mit 2 mill., so erhält man nahezu richtig die Ent 
fernung der Planeten von der Sonne in geogr. Meilen. 
Um die Sache übersichtlicher und behältlicher zu machen, wollen wir sie 
in anderer Form darstellen. Es ist nämlich nach der obigen Reihe die Ent 
fernung von der Sonne für: 
Merkur .... 4 = 4X2= 8 mill. Min. 
Venus 4+ 3= 7X2 = 14» » 
Erde 4 + 6 = 10 X 2 = 20 » 
Mars 4 + 12 = 16 X 2 = 32 » 
Die Asteroiden 4 + 24 = 28 X 2 = 56 » » 
Jupiter .... 4 + 48 = 52 X 2 = 104 » » 
Saturn .... 4 + 96 = 100 X 2 = 200 » » 
Uranus .... 4 + 192 = 196 X 2 = 392 » » 
Neptun .... 4 + 384 = 388 X 2 = 776 » » 
Diese eigentliümliche Reihe, die eigentlich gar keine richtige geometrische 
Reihe ist, da sonst zu der Zahl 4 für Merkur l */2 hinzugefügt werden müßte, 
damit die Summen gesetzmäßig wüchsen, ist unter dem Namen des J5oiZeschen 
Gesetzes oder des Gesetzes von Titins bekannt. Vergleicht man die Zahlen der 
Entfernungen, wie wir sie auf S. 284 als wirklich bestehend angegeben haben, 
mit den vorstehenden, so findet sich zwar im allgemeinen eine leidliche Ueber- 
einstimmung; allein im einzelnen stellt sich doch eine nicht unbeträchtliche 
Abweichung heraus, wie eine genauere Rechnung zeigt. Es sind nämlich die 
Verhältniszahlen der Entfernungen nicht, wie nach dem Gesetze, 
4 7 10 16 28 52 100 196 388, 
sondern 4,002 7,479 10,341 15,756 30,1 53,801 98,640 198,361 310,6. 
Diese Abweichungen sind so beträchtlich, daß die Entfernungen der Planeten 
nicht als eine harmonische Reihe bildend angesehen werden können; namentlich 
weichen die Entfernungen Merkurs und Neptuns von denen, die sie nach jener 
Reihe haben müßten, nicht unwesentlich ab. Es ist bisher noch nicht gelungen, 
den Zusammenhang zu entdecken, in welchem die Entfernungen der Planeten 
von der Sonne, ihre Größe, Dichtigkeit, Rotationszeit, Excentricität und Nei 
gung der Bahn etc. zu einander stehen, und doch ist es mehr als wahrschein 
lich, daß alle genannten Dinge durch ein inneres Gesetz der Nothwendigkeit 
mit einander verbunden und in irgend einer Weise von einander abhängig sind. 
Nur wenn dem Menschen ein Blick in das innere Getriebe der Kräfte, welche 
die Welt gestaltet haben, gestattet wäre, würde es ihm gelingen, den Schlüssel 
zur Lösung des Räthsels zu finden, welches das Sonnensystem ihm darbietet.
	        
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