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Topographie des Himmels.
oben gerichtet, so steht die Erde über der Ebene des Sonnen-Aequators, und
zwar am Anfang März am höchsten, nämlich 7*2°; alsdann muß sich der Mord
pol der Sonne 7 1 / 2 0 zur Erde hinneigen. Zur Zeit dieser größten Neigung
weiset der Nordpol der Sonne nach einem Punkte der Ekliptik, der 168° Länge
hat, also nach dem 18. Grade des Zeichens der Jungfrau, der Südpol mithin
nach dem entgegengesetzten Punkte der Ekliptik oder nach einem Punkte, der
348° Länge hat, und dies ist der 18. Grad des Zeichens der Fische.
Von diesen Punkten müssen die Knoten des Sonnen-Aequators 90° abweichen.
Der aufsteigende Knoten hat demnach eine Länge von 78°, oder er liegt
im 18. Grade der Zwillinge, der absteigende Knoten eine Länge von 258°,
oder er befindet sich im 18. Grade des Schützen. Nach Laugier soll die Nei
gung des Sonnen-Aequators zur Ebene der Ekliptik nur 7° 9' betragen.
13. Zeit der Entdeckung der Sonnenflecken. Die Entdeckung der
Sonnenilecken gehört einer ziemlich späten Zeit, der Zeit des telescopischen
Sehens an. Zwar sind ältere Nachrichten vorhanden, die von auffallender Ver
dunkelung der Sonne reden; es geht indessen aus ihnen nicht mit Bestimmt
heit hervor, ob diese Verdunkelungen durch Sonnenflecken oder durch andere
Ursachen hervorgerufen worden sind.
■Johann Fabricius aus Ost-Friesland ist wahrscheinlich der erste gewesen,
der die Sonnenflecken gesehen und beobachtet hat; wenigstens hat er über
dieselben 1611 das erste Werk herausgegeben. Er erzählt in diesem Werke,
betitelt: »Le maculis in sole observatis«, daß er eines Morgens einen schwar
zen, auf der einen Seite grauen Flecken in der Sonne bemerkt habe, den er
anfangs für eine Wolke gehalten. Allein zu seiner Freude habe er denselben
am nächsten Morgen wiedergefunden. Um ihn auch den Tag über beobachten
zu können, ließ er das Bild der Sonne durch eine Oeffnung des Fensterladens
auf eine weiße Tafel fallen*) und bemerkte nun die ost-westliche Bewegung
der Flecken, zugleich aber auch zu seinem Erstaunen die Veränderlichkeit der
Gestalt, sowie das gänzliche Verschwinden mancher Flecken in der Mitte der
Sonnenscheibe. Er gewann aber durch seine Beobachtungen die Gewißheit,
daß die Flecken der Sonne selbst angehörig seien, und schloß aus der Be
wegung derselben, daß sich die Sonne von W. nach 0. um ihre Achse
drehen müsse.
Fast gleichzeitig mit Fabricius entdeckte auch Galilei im Anfänge des
Jahres 1611 die Sonnenflecken, und stellte darüber Ansichten auf, die mit den
bisher herrschend gewesenen in vieler Beziehung übereinstimmen. Die fleißige
Beobachtung der Sonne ohne Blendgläser hat übrigens viel zu seiner späteren
Erblindung beigetragen.
Mit Galilei gerieth Seheiner, Professor zu Ingolstadt, in Streit, wer von
beiden die Flecken zuerst gesehen habe. Scheiner will sie nämlich ebenfalls
*) Der Gebrauch der farbigen Blendgläser in Fernrohren war damals noch nicht
bekannt.