Die Sonne.
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heftiger sind. Wie nun in der irdischen Atmosphäre durch das Zusammen
treffen kalter und warmer Ströme sich Wolken und Niederschläge bilden, so
muß Aehnliches auch in der Sonnen-Atmosphäre geschehen, nur daß die Stoffe,
aus denen die Sonnenwolken bestehen, andere, und die letzteren bedeutend
dichter sind als unsere irdischen Wolken. Erfolgten aus solchen Wolken Nieder
schläge, so würden die oben genannten Stoffe in tropfbar-flüssiger Form herab
fallen und schwerere Regen als auf der Erde veranlassen. Bilden sich Wolken in
größeren, weniger mit Dämpfen erfüllten Höhen, so werden sie weniger dicht
sein als die in den unteren Regionen erzeugten, und auf dem Flammenmeer der
Sonne die grauen Flecken bilden, die wegen oft weiter Verbreitung der Strömungen
sich zu Fleckengruppen gestalten können. Sehr dichte Wolken geben die größe
ren Flecken, die um so schwärzer erscheinen, je dichter die Wolken sind. Daß
auch die niedergeschlagenen Dämpfe noch werden Licht ausstrahlen können, und
deshalb nicht ganz schwarz erscheinen, ist leicht einzusehen. Wie aber er
klären sich die Höfe um die Kernflecke, die Penumbra? Man könnte daran
denken, daß der Rand selbst dichter Wolken der Erde heller erscheint als der
mittlere Theil der Wolke. Allein Kirchhoff erklärt die Erscheinung anders.
Hat sich an einer Stelle der Sonne eine dunkle Wolke gebildet, so wird dieselbe
zunächst die unter ihr liegenden Theile der Sonnenoberfläche hindern, die Wärme
in die oberen Regionen der Atmosphäre hinaufzustrahlen; es wird also über
der Wolke eine Abkühlung erfolgen, die auch in höheren Regionen die Bildung
einer lichtem Wolke erzeugen muß. Ist dieselbe groß genug, so wird sie,
als die dem Beobachter nähere, jene erste, dichtere Wolke umsäumen und den
Hof oder die Penumbra bilden. Diese beiden Wolken sollen also die krater-
oder trichterförmige Vertiefung fferschcls ersetzen. Die Frage, wie es komme,
daß dieser Hof nach dem Kernflecke zu stets heller als nach außen erscheint,
beantwortet Kirchhoff' etwa so: Die über der untersten, dichten Wolke befind
liche Luft muß, weil abgekühlt und dadurch dichter geworden, nach nnten
sinken wollen; zugleich muß sich um die Wolke herum ein warmer aufsteigen
der Strom bilden. Beide Strömungen werden sich begegnen, und da die kalte
Luft über der Wolke nicht senkrecht hinabsinken kann, so wird sie eine hori
zontale Richtung annehmen und die in dem aufgestiegenen Strome enthaltenen
Dämpfe nach außen hin mehr und mehr verdichten, und so die nach außen
dichtere Penumbra bilden. Die heftige Seitenströmung der kälteren Luft ist
auch die Ursache der fast immer beobachteten Streifen in der Penumbra.
Kirchhoff glaubt als die Ursache des Vorkommens der Sonnenflecken in
gewissen Breiten die schon oben erwähnten äquatorialen und polaren Strömungen
annehmen zu müssen, die auf der Sonne viel regelmäßiger als auf der Erde
sein müssen, weil der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten und die dadurch
bewirkten Temperaturdifferenzen auf der Sonne fehlen. Wo sich beide Strö
mungen zu treffen pflegten, müßten Wolken und somit Sonnenflecken entstehen.
Auf den Einwurf, wie es komme, daß sich, wie besonders Wilson beobachtet,
Sonnenflecken als kraterähnliche Vertiefungen zeigten, die am Rande ihre