Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von den Planeten. — Mars. 
357 
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der Entfernung seiner Oberfläche vom Mittelpunkte würde sich in Beziehung 
auf die Verhältnisse der Schwere ergeben, daß dieselbe auf dem Mars etwa = 
- der auf der Erde beobachteten ist; ein Körper fällt daher an seiner Ober 
fläche in der 1. Sek. nur 6,1 Fuß. 
6. Rotation, Tageszeiten. Betrachtet man Mars mit einem guten 
Fernrohr, so gewahrt man auf ihm verschieden gefärbte hellere und dunklere 
Flecken, die, wie fortgesetzte Beobachtungen ergeben haben, der festen Ober 
fläche des Planeten angehören. Aus der regelmäßigen Wiederkehr derselben 
ist die Rotationszeit des Planeten zu 24 Stdn. 37 Min. 23 Sek. mittlerer Zeit 
bestimmt worden. Tn Beziehung auf die Tageszeiten wird also Mars fast 
gleiche Verhältnisse mit den irdischen zeigen. Die Sonne bewegt sich fast 
mit derselben scheinbaren Geschwindigkeit von 0. nach W. am Himmel, 
letzteres, da die Rotation des Planeten in gleicher Richtung mit der der Erde, 
nämlich von W. nach 0. erfolgt. Es würde uns also, auf den Mars ver 
setzt, in Beziehung auf die Tageszeiten nur die geringere Helligkeit der Tage 
auffallen. 
Von den Flecken des Mars sind besonders zwei größere, sehr glänzende 
an den beiden Polen des Planeten merkwürdig, und man hat bemerkt, daß die 
selben regelmäßigen Veränderungen hinsichtlich ihrer Größe unterworfen sind, die 
mit dem Verlauf der dortigen Jahreszeiten in der engsten Beziehung stehen. 
Während nämlich zur Zeit des dortigen Frühlings und Herbstes, d. i. zu Zeiten, 
in denen der Aequator des Planeten senkrecht von der Sonne beschienen wird, 
beide Flecken etwa gleich groß erscheinen, verkleinert sich zu andern Zeiten 
der Flecken an demjenigen Pole, der gerade seinen Sommer hat, wohingegen 
gleichzeitig eine Vergrößerung des Fleckens am andern, Winter habenden Pole 
erfolgt. Wegen der schiefen Stellung, welche die Achse des Mars gegen seine 
Bahn und zuweilen gegen unsere Gesichtslinie einnimmt, ist zu Zeiten von der 
Erde aus nur einer dieser Flecken, und zwar der an dem uns zugewandten 
Pol gelegene, sichtbar. Man pflegt übrigens diese Flecken Schneeflecken 
zu nennen, und in der Tliat wird man unter den genannten Umständen fast 
gezwungen, an schneeförmige Niederschläge auf dem Mars zu denken, um so 
mehr, als die Spektralanalyse mit Sicherheit Wasserdampf auf ihm nachge 
wiesen hat. 
Daß die Schneebedeckung der Erde an deren Polen vom Monde aus ähn 
liche Erscheinungen hervorrufen müßte, haben wir bereits angedcutet. Erinnern 
uns die beschriebenen Gebilde der Mondoberfläche an geologische Verhält 
nisse der Erde, so zeigt uns Mars, wie kein anderer Planet, ähnliche meteo 
rologische Processe wie die Erde. Diese sind aber nur möglich, wenn Mars 
Wasser und eine Atmosphäre besitzt. Für das Vorhandensein der letzteren 
spricht der Umstand, daß gewisse Flecken in der Nähe der Ränder verschwin 
den. Eigenthümlich grünliche Flecken des Mars ist man geneigt für Meere 
zu halten.
	        
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