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Topographie des Himmels.
nähergerückt erscheinen, ist dies bei den Asteroiden nicht der Fall; es steigen
die Neigungen ihrer Bahnen sogar bis über 34°; hinsichtlich der Knoten aber
scheinen diese Himmelskörper in mehrere Gruppen unterschieden werden zu
müssen, deren Knoten näher bei einander liegen. Eine interessante Erfahrung
aber hat sich aus den betreffenden Untersuchungen ergeben, daß nämlich mit
einer großen Neigung der Bahn gegen den Sonnen-Aequator auch gewöhnlich
eine große Excentricität der Bahn verbunden ist, und wenn es gleich bis jetzt
noch nicht gelungen ist, die Ursachen dieser merkwürdigen Abhängigkeit zu
erforschen und ein Gesetz in dieser Beziehung aufzufinden, so ist es doch mög
lich gewesen, eine Formel aufzustellen und durch dieselbe aus den Neigungen
die Excentricitäten zu berechnen. Fortgesetzte Untersuchungen werden noch
manche interessante Aufschlüsse über die Abhängigkeit der einzelnen Bahn
elemente von einander bringen.
7. Merkwürdige Lage der Bahnen. Die vielen Bahnen der Aste
roiden zeigen hinsichtlich ihrer gegenseitigen Lage eine zuerst von Olbers an
den Bahnen der vier erst entdeckten Asteroiden erkannte Eigenthümlichkeit.
Denkt man sich nämlich die einzelnen Bahnen als körperliche Ringe, so sind
dieselben nicht etwa so geordnet, daß die weiteren die engeren umschließen
und man im stände wäre, einen nach dem anderen für sich allein zu entfernen,
ohne die andern zu berühren; sondern im Gegeutheil greifen die Ringe so in
einander ein, daß man beim Erfassen des einen Ringes, wenn nicht alle, so
doch ganze Gruppen anderer Ringe mit einem male herausheben würde. Ein
solcher zwei große Gruppen umschlingender Ring ist z. B. die Irisbahn. Diese
gegenseitige Verschlingung der Bahnen ist so complicirt, daß eine graphische
Darstellung aller Planetenbahnen fast zu den Unmöglichkeiten gehört, und
auch bei körperlichen Darstellungen durch Drahtringe hat man Mühe, sich in
dem Gewirr von Bahnen zu orientiren.
8. Entfernung von der Sonne und Erde. Die Entfernung der Aste
roiden von der Sonne ist eine ziemlich verschiedene. Was zunächst die mitt
lere Entfernung betrifft, so hat nach den bis jetzt vorliegenden Resultaten
der Rechnung, die bei manchen, namentlich den zuletzt entdeckten Asteroiden,
nur sehr ungefähre sein können, Flora den kleinsten Abstand von 2,20138
der mittleren Entfernung der Erde von der Sonne, was 45,53 mill. Min. gleich
kommt, während Sylvia im Perihel eine Entfernung von 3,49271 = 72,23
mill. Min. besitzt. Der Raum, innerhalb dessen die mittleren Entfernungen
sämtlicher Asteroiden liegen, hat demnach eine Breite von 26,70 mill. Min.
Die kleinste Entfernung von der Sonne beträgt bei Phocäa 36,99, bei
Sylvia 66,38 mill. Min., was eine Differenz von 29,39 mill. Min. ergiebt, so
daß also zwei Kreise, die durch die extremsten Perihelien gehen, um die ge
nannte Größe vou einander abstehen.
Die größte Entfernung von der Sonne erreicht Harmonia in 49,07 mill-
Meilen, Freja dagegen in 83,18 mill. Min., so daß hierbei ein Unterschied
von 34,11 mill. Min. besteht. Der letztere Planet bezeichnet also bis jetzt die