Full text: Allgemeine Himmelskunde

372 
Topographie des Himmels. 
leuclitung Jupiters ist indessen zu bemerken, daß dieser Planet, wie sein großer 
Nachbar Saturn, sich bei der Beobachtung in einem größeren Glanze zeigt, 
als er nach der Rechnung und namentlich im Vergleich mit Mars besitzen 
könnte. Diese Thatsaclie könnte ihren Grund in einer größeren Reflexions 
fähigkeit Jupiters haben (nach Zöllner verschluckt er nur 0,3762 des empfan 
genen Sonnenlichtes); es ist aber auch möglich, daß dieser große Körper mit 
dem Sonnenlichte uns zugleich noch eigenes Licht zusendet. Vielleicht ist 
ihm und einigen anderen äußeren Planeten selbst an der Oberfläche noch ein 
solcher Grad der nicht nur der Erde, sondern wahrscheinlich allen Planeten 
einst eigenen primitiven Wärme geblieben, daß sich dieselbe in Lichtentwicklung 
kundgeben kann. War doch Buffon ; geneigt anzunehmen, daß die großen 
Veränderungen in der Jupitersatmosphäre, die das Bild des Planeten fast 
stündlich verändert zeigen, Folge einer inneren Incandescenz seien. Es würden 
dann auf Jupiter Processe vor sich gehen, die einige Aehnlichkeit mit den auf 
der Sonne vermutheten hätten. Vielleicht giebt die Spektralanalyse Jupiters 
noch einmal darüber Auskunft. Die beobachtete Schwärze der Mondschatten 
scheint freilich der eigenen Lichtentwicklung zu widersprechen. 
8. Revolution, Jahreszeiten. Seine weite Reise um die Sonne vollen 
det Jupiter siderisch in 4332,5848 Tagen oder in 11 Jahren 314 Tg. 19 Stdn. 
55 Min. 12 Sek., so daß er in jeder Sekunde um einen Weg von 1,81 Min. in 
seiner Bahn fortschreitet. Seine Bahngeschwindigkeit ist demnach noch nicht 
ganz halb so groß als die der Erde. — Ein Jupitersjahr ist nach dem Obigen 
etwa gleich 12, und jede einzelne Jahreszeit gleich drei Erdenjahren. Zur 
Sonne kehrt er nach jo 1 Jahr 33 Tg. 16 Std. zurück. Wegen der geringen 
Neigung des Aequators zur Ebene seiner Bahn — sie beträgt nur 3° 6' — kann 
indessen ein bedeutender Wechsel der Jahreszeiten für die meisten Gegenden 
Jupiters wohl kaum hervortreten. Die etwanigen Aequator-Bowohner sehen die 
Sonne zu Mittage immer in der Nähe dos Zenithcs; denn sie kann sich höch 
stens 3° 6' nördlich und ebenso weit südlich von demselben entfernen. Die 
Wendekreise Jupiters liegen demnach nur 2 x 3° 6' = 6° 12' von ein 
ander entfernt, und diese Zahl bezeichnet zugleich die Breite der heißen Zone. 
In dieser Zone kann sich, nach unsern irdischen Verhältnissen zu urtheilen, im 
Kreislauf des langen Jahres kaum ein auffälliger Temperatur - Unterschied be 
merk! ich machen, zumal die Tage, wie auf dem ganzen Planeten, fast alle von 
gleicher Länge sind. Am ungünstigsten müssen sich die Verhältnisse für-die 
Polargegenden gestalten. Die beiden Pole müssen den Anblick der Sonne fast 
sechs ganze Erdenjahre entbehren, während sie dieselbe in anderen sechs Jah 
ren ohne Unterbrechung über ihrem Horizonte haben; doch steigt sie dann 
höchstens bis 3° 6' Höhe hinauf. Erfolgt die Wärmeentwicklung auf Jupiter 
nach denselben Gesetzen wie auf der Erde, so würden sich auf ihm, dem Lande 
eines fortwährenden Frühlings oder Herbstes, menschliche Wesen wohl schwer 
lich behaglich fühlen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.