Bestimmung der Entfernung der Gestirne.
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gleich Null; 3) die Horizontal-Parallaxe ist die größte aller täglichen Parallaxen;
denn Horizontal- und Höhenparallaxe werden auch die tägliche Parallaxe
genannt.
Aus unmittelbaren Beobachtungen läßt sich am leichtesten die Höhen -
parallaxe bestimmen, was bei der Horizontal-Parallaxe schwer ist; man pflegt
darum diese letztere aus der erstereu durch Rechnung abzuleiten.
8. Ortsparallaxe. Von den bisher besprochenen Parallaxen kann noch
die Ortsparallaxe unterschieden werden. Zwei Oerter der Erde, a und b,
F ^ Fig. 115, für welche das Gestirn M
bereits aufgegangen ist, werden das
selbe ebenfalls an verschiedenen Punk
ten der Himmelssphäre erblicken, und
man nennt den von den entsprechen
den Gesichtslinien an dem Gestirn ge
bildeten Winkel aMb oder den ihm
gleichen Winkel xMy die Ortspa
rallaxe des Gestirns. Diese wird
aber nicht, wie die beiden vorigen,
auf den Erdhalbmesser, sondern auf
die Entfernung der Beobachtungsörter
bezogen, und natürlich um so größer,
je größer jene Entfernung ist. Sie
kann größer als die Horizontal-Parallaxe
sein, da sie im äußersten Falle der Winkel ( cM'd ) sein kann, unter welchem
dem entsprechenden Gestirne der Erddurchmesser erscheint. Dieser Fall
würde z. B. eintreten, wenn zwei Antipoden den unter- und aufgehenden Mond
betrachteten und seinen scheinbaren Ort bestimmten.
Liegen die beiden Beobachtungsörter in demselben Parallelkreise, so wird
durch die Ortsparallaxe die Rectascension, liegen sie in demselben Meridian,
die Deklination, befinden sie sich endlich auf verschiedenen Parallelkreisen und
Meridianen, Rectascension und Deklination des Gestirns verändert.
9. Jährliche Parallaxe. Versucht man die bis jetzt besprochenen Pa
rallaxen bei den Fixsternen zu bestimmen, so findet man, daß dies absolut un
möglich ist, indem auch nicht die geringste Aenderung in der Position der
Fixsterne bemerkbar wird, wie weit entfernt man die Standpunkte auf der Erd
oberfläche auch wählen möge. Es sind nämlich alle irdischen Entfernungen
den fast unermeßlich weit von uns entfernten Fixsternen gegenüber so ver
schwindend kleine Größen, daß sie keine Parallaxe bei den Fixsternen hervor
zurufen vermögen. Eine bedeutendere Ortsveränderung wird uns durch die
fortschreitende Bewegung der Erde um die Sonne geboten. Der Durchmesser
der Erdbahn nämlich beträgt c. 40 mill. Min., und von einem gewissen Zeit
punkte an erreicht die Erde nach je 6 Monaten einen Ort im Weltenraum, der
von jenem ersten 40 mill. Min. entfernt ist. Es sind also die Endpunkte des