Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Topographie des Himmels. 
stellten Fragen eine bestimmte Antwort zu geben, und es ist fraglich, ob es 
jemals möglich werden wird. 
7. Neu erschienene und verschwundene Sterne. Nicht weniger 
räthselhaft sind die neu erschienenen und die verschwundenen Sterne. Es ist 
nämlich eine unbestrittene Thatsache, daß in geschichtlicher Zeit, wenn auch 
nur selten, mehr oder weniger plötzlich Sterne erschienen sind, die früher nicht 
am Himmel standen, während andere, früher gesehene Sterne sich den Blicken 
der Menschen gänzlich entzogen haben und unsichtbar geworden sind. Unter 
den neu erschienenen Sternen ist der zur Zeit Tycho de Br alte's erschienene 
Stern der berühmteste. Der genannte Astronom sah ihn eines Abends zu seinem 
Erstaunen in der Cassiopeja nahe dem Zenitli, ohne zuvor von ihm gewußt zu 
haben. In Deutschland war selbst den Fuhrleuten der glänzende Stern auf 
gefallen, und sie haben die Astronomen auf denselben erst aufmerksam ge 
macht. Er erschien vollkommen wie ein glänzender Fixstern, ohne Schweif 
und auch ohne Bewegung, obgleich ihn Tycho fast ein ganzes Jahr hindurch 
beobachtete. Er funkelte stärker als andere Fixsterne, übertraf selbst Sirius 
an Glanz und war etwa mit Venus zur Zeit ihres größten Glanzes zu ver 
gleichen. Scharfsichtige Menschen sahen ihn selbst zu Mittage am Himmel. 
Im December 1572 fing er an schwächer zu werden; im Januar 1573 war er 
weniger hell als Jupiter; im April desselben Jahres erschien er als Stern 2., 
im Juli und August 3. und im October und November gar nur 4. Größe. Zu 
Anfänge des folgenden Jahres zeigte er sich als ein Stern 5. bis 6. Größe, und 
im März war er bereits für das unbewaffnete Auge verschwunden, nachdem er 
17 Monate hindurch geleuchtet. (Das Fernrohr war noch nicht erfunden.) Außer 
der Lichtstärke hatte er auch die Farbe gewechselt; war er erst weiß ge 
wesen, so war er später erst gelb und endlich roth geworden. In der letzten 
Zeit der Sichtbarkeit zeigte er sich wieder in weißlichem Lichte. 
Ein ähnlicher, sehr holler Stern erschien nach chinesischen Angaben, und 
zwar nach dem Verzeichnis des Ma-tuan-Un, im Jahre 173 n. Chr. Geb. zwischen 
« und ß des Centauren, und verschwand erst nach 8 Monaten. 
Im Jahre 389, zur Zeit des Kaisers Honorius , erschien in der Nähe 
Atairs im Adler ein neuer Stern, ähnlich der Venus, der nach 3 Wochen 
verschwand. 
Zu Anfang des 9. Jahrhunderts ward von arabischen Astronomen ein neuer 
Stern im Skorpion gesehen, dessen Licht dem des Mondes in den Vierteln ge 
glichen haben soll. Nach 4 Monaten war er verschwunden. 
Im Jahre 1012, so erzählt ein Mönch von St. Gallen, erschien im Widder 
ein neuer Stern, »der die Augen blendete und der bald größer, bald kleiner 
erschien.« 
Nach dem genannten Verzeichnisse des Ma-tuan-lin erschien 1578 ein 
Stern, groß wie die Sonne. 
Ein anderer sehr berühmter Stern ist der von verschiedenen Astronomen, 
unter andern auch von Kepler 1604 im rechten Fuß des Schlangenträgers ge-
	        
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