Full text: Allgemeine Himmelskunde

Spektral-Analyse der Fixsterne und Nebelflecke. 
481 
Der vierte Typus wird von entschieden rot he n Sternen gebildet, und 
ihr Spektrum ist noch merkwürdiger. Es zeigt drei helle Streifen, die durch 
dunkle Zwischenräume getrennt sind. Der hellste Streifen liegt im Grün, der 
schwächere im Blau, und der schwächste im Gelb bis Both. Die hellste Seite 
der Streifen liegt nach der violetten Seite des Spektrums. Diesem Typus 
schließen sich unter andern y der Cassiopeja und 3 schwache Sterne im Schwan 
an, von denen der eine gelb, der andere orangegelb und der dritte grüngelb 
ist. Diese Sterne zeigen ebenfalls sämtlich Spektra mit hellen Linien, die, 
soweit bis jetzt bekannt ist, nur von glühenden Gasen erzeugt werden. 
Aus dem Gesagten geht jedenfalls hervor, daß die Farbe der Fixsterne 
von Einfluß auf das Spektrum derselben ist, und Huggins ist geneigt, nicht 
sowohl den eigentlichen Sternkörper selbst, als vielmehr die Beschaffenheit der 
atmosphärischen Hüllen als die Ursache der Färbung anzusehen. Stoneg stimmt 
hiermit im allgemeinen überein und glaubt alle Verschiedenheit in dem Aussehen 
der Fixsterne durch die Verschiedenheit der Schwerkraft an ihrer Oberfläche er 
klären zu können. Sterne, die massenhafter seien als die Sonne, müßten eine 
dichtere Atmosphäi’e haben, und namentlich die schwereren Stoffe, deren Dämpfe 
viel Licht absorbirten, würden in die Sphäre des leuchtenden Sternkörpers mit 
hineingezogen und könnten deshalb dunkle Linien nicht erzeugen. Sterne dieser 
Art seien deshalb weiß. Bei Sternen dagegen, deren Schwerkraft geringer sei als 
die der Sonne, würden sich die Dämpfe der schwereren Stoffe zu größeren Höhen 
erheben und nun wegen geringerer Temperatur ihre Licht absorbirende Kraft mein 
oder weniger geltend machen können. Je nach dem Grade der Absorption, welche 
besonders die violette Seite des Spektrums treffe, seien die Sterne gelblich, röthlich 
oder entschieden roth. Als Beweis für die Dichtigkeit der Ansicht sei der rötli- 
liche Aldebaran im Stier anzuführen, dessen Spektrum das Vorhandensein des 
Quecksilbers, Antimons, Tellurs und Wismuts nachweise, Stoffe, die 
in der Sonnenatmosphäre nicht vorhanden seien. Schwer, ja bis jetzt unmög 
lich, sind die Erscheinungen an den Sternen des vierten Typus zu deuten. 
Namentlich scheinen die hellen Linien der sonstigen Fixsternnatur zu wider 
sprechen. Nur bei veränderlichen und neu aufglimmenden Sternen, wie bei 
dem in der Krone (S. 467), hat man bis jetzt helle Linien gesehen. Allein 
das Spektrum dieses letzteren Sternes bestand eigentlich aus zwei Spektren, 
aus dem gewöhnlichen continuirlichen Fixsternspektrum mit dunklen Linien und 
einem andern darüberliegenden discontinuirlichen mit hellen Linien. Diese 
letzteren zeigen bekanntlich leuchtende Gase an, und dieses Gas war bei dem 
in Bede stehenden Sterne Wasserstoffgas, das in der Atmosphäre des 
Sternes lebhaft verbrannte. Daß man hierbei an Gaseruptionen zu denken ge 
neigt ist, wie sie bei unserer Erde in früheren Jahrtausenden auch statt 
gefunden haben dürften, ist ebenfalls schon gesagt worden. Leuchten in jenen 
Sternen, deren Spektrum nur helle Linien zeigt, nur brennende Gase, ohne daß 
der eigentliche Sternkörper hindurch zu leuchten vermöchte? Die Beantwortung 
dieser wie so vieler anderer Fragen kann erst die Zukunft bringen. 
Wetzel, Himmelskunde. oi 
Üi
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.