Von den Sternbildern.
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Symbol der beginnenden Rückkehr der Sonne. Man sieht deshalb diesen Käfer
oft mit zwei Kugeln, einer größeren, der Sonne, in den Vorderfüßen, und einer
kleineren, der Erde, in den Hinterfüßen dargestellt, welche Kugeln er einander
zu nähern sucht. Der Umstand, daß der besagte Käfer die bezeichneten Ku
geln rückwärts bewegt, machte ihn in den Augen der Aegypter tauglich, das
Zurückgehen der Sonne zu bezeichnen, und vielleicht sind in dem Zeichen des
Krebses 69 zwei Füße des Käfers angedeutet, die unter zwei Kugeln gesteckt
sind, um sie fortzuwälzen. — Die alten Griechen, welche die Bedeutung des
Sternbildes nicht verstanden, machten aus dem Käfer einen Taschenkrebs, der
bekanntlich rückwärts geht.
Mit der zurückkehrenden Sonne im vierten Monat des Wachsthums
(der 1. Parmuthi = dem 15. Februar) kehrte allmählich auch die Kraft der
Sonne wieder zurück, und unter ihren Strahlen schritten die meisten Feld-
früchte der Reife entgegen. Die bis dahin meist noch grüne Erde verwandelte
diese Farbe allmählich in die gelbliche, in die Farbe des Löwenfelles; die
versengenden Strahlen der zum Zenith strebenden Sonne drohten alles in eine
Wüste zu verwandeln. Man gab deshalb den in diesem Monate nach Sonnen
untergang aufgehenden Sternen das Bild des Löwen, des Thieres der Wüste, und
bezeichnete es mit dem Zeichen U, das vielleicht den gekrümmten Schweif des
Thieres andeuten soll, mit welchem es auf der Sphäre gewöhnlich dargestellt wird.
Auf die Zeit des Wachsthums folgt die der Ernte, die der Aussaat schon
nach 4 Monaten folgt (der 1. Pacliom = dem 17. März). Dies war eine gün
stige Zeit; denn sie versorgte die Menschen mit der nöthigen Nahrung. Sie
umgaben darum die in dem ersten Monat der Ernte der untergehenden Sonne
gegenüber aufgehenden Sterne mit einer weiblichen Figur, die eine Aehre in
der Hand hielt, einem Bilde der Ernährerin. Die Griechen gaben ihr noch eine
Sichel in die Hand, um die Attribute des Ackerbaues zu vervollständigen, und
setzten sie mit der Göttin Ceres in Verbindung. Später fügte man der Figur
noch Flügel hinzu, wie man sie heute noch abzubilden pflegt. Den Beginn
des ersten Monats der Ernte bezeichnete der abendliche Aufgang des schönen
Sternes Spica, d. h. Aehre. — Das Zeichen der Jungfrau np scheint aus n
und p des griechischen Wortes Nymphe zusammengesetzt zu sein.
Im zweiten Monat der Ernte (der 1. Payni = dem 16. April) wurde
diese fortgesetzt und die Frucht zu Markte gebracht. Die Sonne war zum
Aequator zurückgekehrt, und Tag und Nacht waren wieder einander gleich.
Vielleicht wollte man diesen Zustand andeuten, indem man den am Abend der
Sonne gegenüber aufgehenden Sternen das Bild der Wage gab, des Symbols
des Gleichgewichts. Das Zeichen ^ scheint eine Setzwage anzudeuten.
Während des dritten Monats der Ernte (der 1. Epiphi = dem 16. Mai)
näherte sich die Sonne immer mehr dem Zenithe, und mit ihrem Steigen mehrte
sich die Hitze. Um diese Zeit stellte sich der für giftig gehaltene Südwind
ein (eigentlich Südwest oder Südsüdwestwind), der in Aegypten Cham sin
heißt, von Kamsien = 50. Er soll 50 Tage wehen, doch selten länger als