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Topographie des Himmels.
7. Vorschläge zur Aenderung der Sternbilder. Zu neuen Stern
bildern bot besonders der südliche Himmel noch passenden Raum, weil derselbe
erst nach der Umschiffung Afrikas mehr bekannt wurde. Es sind indes die meisten
der neuen Sternbilder ganz anderen Gebieten als die alten entnommen worden;
durch sie sollen manche der Menschheit nützliche Erfindungen und Instrumente
verewigt werden. Viele von diesen Sternbildern verdanken aber so gleichgil-
tigen und zufälligen Veranlassungen ihre Entstehung, daß sie von vielen gar
nicht anerkannt werden, und wo soll auch, wenn Laune die Bedeckung des
Himmels mit Bildern bestimmt, zuletzt eine Grenze gefunden werden? Um in
das bunte Durcheinander der Bilder mehr Einheit zu bringen, hat es nicht an
eigenthümlichen Vorschlägen gefehlt. So schlug Weigel im 16. Jahrhundert
vor, aus den wichtigsten Sterngruppen die Wappen der europäischen Pürsten
zu bilden, so daß sich, wäre der Vorschlag durchgegangen, der ganze Himmel
in ein großes Buch der Heraldik verwandelt haben würde. SchicJcard und
Schüler zu Augsburg setzten viele Heilige der katholischen Kirche an den
Himmel, und in einem 1627 von Schüler herausgegebenen Werke füllen die
zwölf Apostel den Thierkreis aus. Diese und ähnliche Bestrebungen blieben
aber ohne Erfolg, und die Himmelsgloben und Sternkarten zeigen uns die
Sternbilder so, wie sie im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, und das
mit einem gewissen Rechte; denn astrologische und astronomische Schriften
reichen bis weit vor Christi Geburt hinauf, und in ihnen sind die Sternbilder,
wie sie entstanden sind, bezeichnet worden. Es würde das Studium solcher
Schriften erschweren, wenn man statt jener lang gebrauchten ganz neue Bilder
einführen wollte. Außerdem erscheint es auch dem hohen Alter der Astronomie
und ihrer Ehrwürdigkeit angemessen, wenn sie jene Zeugnisse einer kindlichen
Anschauungsweise zu bewahren bemüht ist. Von einer solchen kindlichen An
schauungsweise zeugen nun freilich die neueren Sternbilder des südlichen Him
mels nicht; aber sie legen doch wenigstens Zeugnis ab von dem lebhaften
Interesse, welches zur Zeit ihrer Entstehung die der Menschheit wichtigen Er
findungen bei den Zeitgenossen erregten.
8. Bayers Vorschlag behufs der Bezeichnung der einzelnen
Sterne. Wenn die Gruppirung aller Sterne zu Sternbildern ein Orientiren an
dem Himmel wesentlich erleichtert, so erscheint doch das von Bayer im An
fänge des 17. Jahrhunderts eingeführte Verfahren, die einzelnen Sterne dieser
Bilder mit den Buchstaben des griechischen Alphabets, wenn diese verbraucht sind,
mit denen des lateinischen, und bei Erschöpfung dieser mit Ziffern zu bezeichnen,
als ein angemessenes, und es ist gegenwärtig ganz allgemein im Gebrauch. Es
würde sehr umständlich sein, wenn man von jedem Sterne, den man bezeichnen
möchte, erst die Position nach Rectascension und Deklination angeben müßte,
um zu wissen, von welchem Sterne die Rede ist. Durch die bezeichnete Methode
Bayers ist eine Verständigung über einzelne Sterne leicht möglich. Wenn von
Bayer im allgemeinen auch der Hauptstern eines Sternbildes mit « bezeichnet
worden ist, so ist doch bei fortgesetzter Bezeichnung das Größenverhältnis nicht