Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von der Wirkung äußerer Kräfte. 
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welchem sie sich gerade befinden, zu verharren, bis irgend eine Kraft sie 
aus dem Zustande herausbringt. Man nennt diese Eigenschaft der Körper das 
Beharrungsvermögen oder auch die Trägheit, und wir haben derselben 
bereits zu wiederholtenmalen Erwähnung gethan. Sie ist auch wirksam bei 
den fernsten Weltkörpern und die Ursache, daß die Himmelskörper ihre Be 
wegungen fortsetzen. Sie wirkt hierbei ebenfalls als eine Kraft; doch ist 
uns unbekannt, wodurch die erste Bewegung bewirkt worden ist. Bei Körpern, 
die sich in krummlinigen Bahnen bewegen, wird sie gewöhnlich die Schwung 
kraft, und da sie die ihr unterworfenen Körper vom Centrum der Bewegung 
entfernt, auch die Centrifugalkraft genannt. 
4. Beweglichkeit. Alle Dinge besitzen endlich die Fähigkeit, aus Ruhe 
in Bewegung versetzt zu werden: sie haben Beweglichkeit. Ein bewegter 
Körper durchläuft einen Raum, und man nennt diesen den Weg oder die Bahn 
des Körpers. Diese kann eine sehr verschiedene Gestalt haben, im allgemeinen 
aber gerad- oder krummlinig sein. — Zu jeder Bewegung ist Zeit er 
forderlich. — Je größer der Weg ist, den ein Körper in einer gewissen Zeit 
durchläuft, desto größer ist seine Geschwindigkeit. Als Maß der Geschwin 
digkeit giebt man gewöhnlich den Raum an, den ein Körper in einer Zeit 
sekunde zurücklegt. Werden in gleichen Zeiten gleiche Räume durch 
laufen, so ist die Bewegung gleichmäßig, im entgegengesetzten 
Falle ungleichmäßig. So ist die Achsendrehung der Erde eine gleich 
mäßige Bewegung, ihre Bewegung um die Sonne aber eine ungleichmäßige, 
und zwar beschleunigt vom Aphel bis zum Perihel, verzögert vom Peri 
hel bis zum Aphel. Eine Bewegung aber wird gleichmäßig beschleunigt 
oder verzögert genannt, wenn die Geschwindigkeit in gleichen auf einander 
folgenden Zeittheilen gleichviel zu- oder abnimmt. Nur beständig oder per- 
petuirlich thätige Kräfte können beschleunigend oder verzögernd wirken. 
Zweites Kapitel. 
Wirkung äußerer Kräfte auf die Körper. 
Wenn ein Körper in Ruhe ist, so gehört eine gewisse Kraft dazu, ihn in 
Bewegung zu versetzen, da die Trägheit der Materie zu überwinden ist, und 
man sieht leicht ein, daß die Kraft um so größer sein muß, je mehr Masse 
ein zu bewegender Körper hat, und umgekehrt. ( 
1. Wirkung einer Kraft. AVirkt eine einzige Kraft, etwa ein Stoß 
einmal auf einen Körper, so muß er sich bewegen, und zwar in der Richtung, 
in welcher der Stoß erfolgte. Der AVeg muß alsdann eine gerade Linie 
und die Geschwindigkeit wegen des stetig wirkenden Beharrungsvermögens 
eine gleichmäßige sein. 
Ist bei einer Bewegung die Balm krummlinig oder die Geschwindigkeit 
ungleichmäßig (verzögert oder beschleunigt), so muß wenigstens noch eine
	        
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