Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von der Wirkung äußerer Kräfte. 
525 
Man pflegt dies Gesetz das Gesetz des Parallélogrammes der Kräfte 
zu nennen. Mit Hilfe dieses Gesetzes läßt sich also der Weg bestimmen, den 
ein Körper unter Einwirkung zweier gleichzeitig wirkenden Kräfte einschlagen 
muß. Wird z. B. auf ein Schiff durch den Strom des V r assers und den Wind 
gleichzeitig gewirkt, und zwar so, daß der Strom dasselbe in 1 Sek. durch 3 Fuß, 
der Wind hingegen durch 5 Fuß in verschiedenen Richtungen forttriebe, so hätte 
man sich zwei gerade Linien im Verhältnis von 3 : 5 unter einem Winkel an 
einander zu setzen, den die Richtung des Windes und des Stromes mit ein 
ander bilden, und dann aus diesem Winkel ein Parallelogramm zu construiren, 
indem man die entsprechenden Parallellinien zieht. Die Diagonale dieses Parallelo 
gramms würde die Richtung und Kraft der Bewegung des Schiffes ausdrücken. 
Im gewöhnlichen Leben wird das obige Gesetz in der Praxis sehr oft be 
folgt. Jeder Schilfer weiß, daß, wenn er mit einem Kahne über einen Strom 
fahren und dem Abgangspunkte des Kahnes gerade gegenüber landen will, er 
den Kiel des Schiffes nicht rechtwinklig auf die Stromrichtung, sondern schief 
winklig dagegen zu richten hat; denn was er durch einen Ruderschlag zu weit 
vorschreitet, wird er durch die Strömung bis zum folgenden Ruderschlage 
wieder zurückgetrieben. 
3. ‘Wirkung von mehr als zwei Kräften. Durch einfache Construc 
tion von Parallelogrammen ist man im stände, das Resultat der Kräfte selbst 
dann anzugeben, w r enn mehr als zwei Kräfte gleichzeitig auf einen Gegenstand 
wirken. Man sucht nämlich zuerst 
das Resultat aus zwei Kräften, dann 
das aus der erhaltenen Diagonale und 
der dritten Kraft u. s. w. Wirkten 
z. B. auf einen Körper in o, Fig. 129, 
drei Kräfte, deren erste ihn von o bis^>, 
deren zweite gleichzeitig von o bis q, 
und deren dritte von o bis r triebe, 
so würde er, wirkten die beiden ersten 
Kräfte allein, in der Diagonale des 
Parallelogramms oqsp, nämlich durch 
os sich bewegen. Tritt die dritte 
Kraft hinzu, so ist aus dieser Kraft und der Diagonale os das Parallelogramm 
orts zu construiren, dessen Diagonale ot die Resultirende aus allen drei Kräften 
ist; der Körper würde also von o nach t gehen. 
Wie man durch das Parallelogramm der Kräfte die resultirende Kraft 
finden kann, ebenso kann auf einfache Weise irgend eine Kraft in zwei oder 
mehr Seitenkräfte zerlegt werden, indem man die in Rede stehende Kraft als 
die Diagonale eines Parallelogramms ansieht, das aber, wenn kein bestimmter 
Fall vorliegt, aus verschiedenen Seitenkräften construirt werden kann. Das 
Gesetz vom Parallelogramm der Kräfte werden wir auch bei den Bewegungen 
der Weltkörper in Geltung sehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.