Massen- und Dichtigkeits - Bestimmungen der Himmelskörper. 563
Cavcndish angestellt, dem die Physik viel zu danken hat. Er befestigte zu
nächst 2 gleich große Metallkugeln, deren jede über 3 Ctr. wog, an den beiden
Enden eines stark construirten zweiarmigen Hebels, der in seinem Unterstützungs
punkte in horizontaler Richtung drehbar war. Zwischen diesen beiden großen
Kugeln ward an einem Silberfaden ein feiner zweiarmiger Hebel aufgehängt,
der genau ins Gleichgewicht gebracht war, und an dessen Enden sich zwei
kleine Metallkugeln befanden. So konnte dieser sehr leicht bewegliche Hebel
ein Pendel vorstellen, das in horizontaler Richtung, und zwar nur in der durch
die Mittelpunkte der großen Kugeln gedachten Horizontalebene schwingen
konnte. Jeder Luftzug wurde sorgsam abgehalten und die Bewegungen des
kleinen Hebels mit einem Fernrohre beobachtet. Brachte man die großen
Kugeln in eine solche Lage, daß die Verbindungslinie ihrer Mittelpunkte recht
winklig auf dem kleinen Hebel war, so konnte keine Bewegung eintreten, da
die Masse der beiden großen Kugeln nach beiden Seiten hin gleich wirkte.
Drehte man aber diese Kugeln aus dieser Lage heraus, so mußten sie wegen
ungleicher Entfernung auf die kleinen Kugeln des feinen Hebels ungleich wirken
und setzten diesen in eine schwingende Bewegung, deren Geschwindigkeit und
Größe eben beobachtet werden mußte. Cavcndish erfuhr auf diese Weise, was
für Schwingungen Kugeln von bekannter Masse und in bekannter Entfernung
auf ein Pendel von bekannter Länge hervorriefen, und indem er diese Schwin
gungen mit denen eines gleichlangen Pendels verglich, das durch die Anzie
hungskraft der Erde bewegt wird, konnte er auf die Masse der Erde im Ver
hältnis zu der der großen Kugeln schließen. Da aber ferner das Gewicht der
Kugeln bekannt w'ar, so ließ sich daraus das Gewicht und damit die absolute
Masse der Erde bestimmen. Nach S. 522 findet man aber die Dichtigkeit
der Körper, wenn man ihre Masse durch ihr Volumen dividirt, und darum ließ
sich auch das Dichtigkeitsverhältnis der Kugeln und der Erde finden. Das
Dichtigkeitsverhältnis ist aber zugleich das der specifischen Gewichte. Das
specifische Gewicht der Kugeln war bekannt, und so ließ sich auch leicht das
der Erde bestimmen. Cavcndish fand für dasselbe 5,44, so daß also durch
schnittlich ein gewisses Volumen der Erde 5,44mal so viel wiegt, als ein
gleiches Volumen Wasser. Ein Kubikfuß Wasser wiegt 61,74 Pfd. Man
hätte also nur nöthig, das Volumen der Erde in Kubikfußen auszudrücken und
mit 61,74 zu multipliciren, um das Gewicht der Erde in Pfunden ausgedrückt
zu erhalten. Man wird finden, daß die gefundene Zahl zu groß ist, als daß
man dabei eine deutliche Vorstellung haben könnte; unsere irdischen Maße
sind für die Weltkörper zu klein, wie wir schon so oft gesehen haben.
Zu einem Resultate, das mit dem obigen von Cavcndish gefundenen sehr
nahe übereinstimmt, kam auch Maskelyne durch seine 1772 mit großer Sorg
falt am Fuße des Shehallien in Schottland angestellten Versuche über die
Ablenkung des Bleilothes in der Nähe großer Bergmassen. Er fand 54" Ab
lenkung und die Dichtigkeit der Erde zu 4,56. Carlini stellte 1824 mit fast
gleichem Erfolge ähnliche Versuche am Mont Cenis an. Aus Reichs Ver-
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