572 Von den bewegenden Kräften und den Gesetzen der Bewegung.
Einfluß sein und eine nach einem Jahr sich wieder ausgleichende Störung zur
Folge haben, die den obigen Namen hat. Von selbst ist klar, daß der Einfluß
der Sonne auf den Mond um so bedeutender sein muß, je näher sie ihm ist,
und daß derselbe um so geringer ausfällt, je weiter sie von ihm absteht. Am
2. Januar steht die Erde in der Sonnennähe, und am 2. Juli in der Sonnen
ferne. Darum muß vom 2. Januar bis zum 2. Juli wegen wachsender Entfer
nung der Sonne die eben besprochene Vergrößerung der Mondbahn immer ge
ringer, vom 2. Juli bis zum 2. Januar hingegen, wegen abnehmender Entfernung
der Sonne, immer bedeutender werden. Im ersteren Halbjahre wird darum die
Umlaufszeit des Mondes immer kleiner, seine Geschwindigkeit immer größer
werden, im letzteren Halbjahre wird dagegen die Umlaufszeit sich mehr und
mehr verlängern und die Geschwindigkeit sich mehr und mehr verkleinern.
Diese Unregelmäßigkeit im Mondlauf wird die j ähr liehe Gleichung genannt.
Durch dieselbe wird der Ort des Mondes um 0°,19 oder etwa 1 js seines
Durchmessers verändert.
Da die Apsidenlinie der Erdbahn aber in ihrer Lage veränderlich ist, in
dem sie in c. 20900 Jahren einen Umlauf am Himmel vollendet, so muß dies
wieder einen Einfluß auf die Periode der jährlichen Gleichung ausüben.
Dies sind die größten Störungen, welche der Mond erfährt, und die Be
trachtung derselben wird schon haben erkennen lassen, wie complicirt der
eigentliche Lauf des Mondes ist. Denn jede Störung ändert in eigentümlicher
Weise die rein elliptische Form der Mondbahn ab, und die wirkliche Form der
Bahn ist nichts als das letzte Resultat aller der mannigfach verschlungenen
Störungen. Wenn dessen ungeachtet es den Astronomen gelungen ist, den
Stand des Mondes für irgend eine Zeit mit einer Genauigkeit zu berechnen, die
fast nichts zu wünschen übrig läßt, so muß man Achtung vor einer Wissen
schaft und den Männern gewinnen, die so herrliche Resultate zu Tage geför
dert haben, und nicht weniger muß man über die Entwicklungsfähigkeit des
menschlichen Geistes staunen, der jenes Labyrinth zu entwirren und an so
schwachen Fäden sich darin zurechtzufinden gewußt hat.
6. Störungen der Satelliten anderer Planeten. Den periodischen
Störungen des Mondes müssen auch die der Trabanten Jupiters, Saturns etc.
ähnlich sein; zum Theil aber sind sie noch complicirter, da mehr als ein Mond
diese Planeten umkreiset, und dieselben sich wieder gegenseitig stören. Die
Störungen des Mondes sind somit noch sehr einfacher Natur; aber wegen der
größeren Nähe der Sonne und der verhältnismäßigen Kleinheit der Erde er
reichen dieselben einen großem Werth, als dies z. B. bei den Jupiters- und
Saturns-Trabanten der Fall ist. Denn diese Planeten fesseln ihre Begleiter
wegen ihrer großen Masse mit großer Kraft an sich und gestatten der weit
entfernten Sonne nur einen geringen Einfluß. Aber vorhanden ist derselbe, und
auf dem Wege der Beobachtung festzustellen. Wir gehen hier indessen auf
diese Störungen nicht weiter ein, sondern betrachten: