574
Von den bewegenden Kräften und den Gesetzen der Bewegung.
merkwürdige Unregelmäßigkeit zum Gegenstände mühsamer Rechnungen, kamen
aber zu keinem genügenden Resultate, so daß man geneigt war, die Entdeckung
Halley's als auf einem Irrthum beruhend zu betrachten, zumal Lambert durch
Vergleichung seiner eigenen Beobachtungen mit denen Tycho’s zum entgegen
gesetzten Resultate gelangt war, daß nämlich seit Tyclio's Zeit Jupiters Ge
schwindigkeit sich verringert, hingegen Saturns sich vergrößert habe. Erst
Ijaplace, diesem großen Genie, gelang es, die Richtigkeit beider von Halle,y
und Jjambert gefundenen Thatsachen durch strenge Rechnung darzuthun und
ihre Ursache als in der gegenseitigen Störung Jupiters und Saturns begründet
nachzuweisen. Die mathematische Analysis nämlich zeigt, daß, wenn die Um
laufszeiten zweier sich störenden Planeten sich wie zwei ganze Zahlen ver
halten, die Geschwindigkeit des einen sich in einer gewissen Periode vergrößern,
die des andern aber verkleinern müsse. Nun verhalten sich die Umlaufszeiton
Jupiters und Saturns nahezu wie 2:5 bis auf einen Unterschied von 145 Tg.,
und daraus ergiebt sich für beide Planeten die in 932 Jahren wiederkehrende
entgegengesetzte Aenderung ihrer Geschwindigkeiten. Seit dem Jahre 1562
wird Jupiters Bewegung verzögert, Saturns dagegen beschleunigt; im
Jahre 2027 werden die entgegengesetzten Verhältnisse eingetreten, und nach
456 Jahren wird wieder der Zustand von 1562 herbeigeführt sein. Diese merk
würdige Störung, die bei unaufhörlichem Wachsen in gleichem Sinne für das
Bestehen des Systems gefährlich werden müßte, gleicht sich also, wie alle
Störungen, im Laufe der Zeit aus.
2. Die Störungen der inneren Planeten. Die Störungen der inneren
Planeten, durch Jupiter und Saturn erzeugt, gleichen im allgemeinen den beim
Monde besprochenen, da diese Planeten im Verhältnis zur Entfernung Jupiters
in nur kleiner Entfernung von der Sonne sich befinden, und Sonne und Merkur
oder Venus, Jupiter gegenüber, in einem ähnlichen Verhältnisse stehen, wie
Erde und Mond der Sonne gegenüber, nur mit dem Unterschiede, daß die von
Jupiter bewirkten Störungen der genannten Planeten viel kleiner sind, als die
von der Sonne beim Monde bewirkten. Am größten ist Jupiters Einfluß auf
die Asteroiden, die in ihren sehr elliptischen und gegen die Ekliptik stark ge
neigten Bahnen sehr bedeutend abgelenkt werden.
B. Von den säcularen Störungen.
I. Säculare Störungen des Mondes.
1. Bewegung der Knotenlinie des Mondes. Beginnen wir auch
hier wieder mit den Störungen des Mondes. Die Bahn des Mondes weicht be
kanntlich von der Ekliptik um einen Winkel von 5°,1 ab, so daß also der
Mond bald nördlich, bald südlich von der Ebene der Erdbahn steht. Da aber
Sonne und Erde in der Ebene der Erdbahn stehen, so muß dies, wie leicht