Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von den säcularen Störungen. 
575 
einzusehen, nothwendig die Wirkung hervorbringen, daß sich der Mond der 
Ebene der Erdbahn zu nähern strebt. Wenn der Mond durch seine Geschwindig 
keit und das Beharrungsvermögen diesem Zuge von Sonne und Erde nicht ent 
gegenwirkte, so müßte die Folge davon sein, daß endlich die Mondbahn mit 
der Erdbahn zusammenfiele. Dies tritt aber nicht ein, sondern es macht sich 
nur ein Schwanken der Ebene der Mondbahn bemerklich, wodurch der obige 
Neigungswinkel bald kleiner, bald größer wird. Die mittlere Neigung der 
Bahn aber bleibt stets unverändert, und um diese schwankt die Bahn, 
wie ein Pendel um die Vertikale. Mit diesem Schwanken der Mondbahn ist 
aber noch eine andere Erscheinung verbunden; wenn nämlich der Mond auch 
nie ganz zur Ebene der Ekliptik herabgezogen werden kann, so erreicht er doch 
bei jedem Umlaufe die Ebene der Ekliptik und in dieser den entsprechenden 
Knoten etwas früher, als er ihn ohne die Einwirkung von Sonne und Erde er 
reicht haben würde, oder die Knoten rücken ihm gleichsam entgegen. 
Diese Aenderung in der Lage der Knoten und der Knotenlinie ist aber durch 
aus nicht gleichmäßig*; denn es wirkt die Veränderlichkeit der Entfernung von 
Sonne und Erde darauf ein; außerdem ist sie* in den Syzygien am größten und 
in den Quadraturen am kleinsten. Die rückläufige Bewegung der Knotenlinie 
setzt sich aus einer vorwärts und einer rückwärts gerichteten Bewegung zu 
sammen; da aber der Rückgang das Vorrücken übersteigt, so bleibt ein Rück 
gang übrig, so daß die Knotenlinie allmählich die ganze Ekliptik gegen die 
Ordnung der Zeichen durchwandert. Es geschieht dies in 18 Jahren 218 Tg., 
so daß die jährliche Aenderung der Knotenlinie 19°,35 beträgt. Da die Knoten 
dem Monde entgegenrücken, so ist der drakonitische Monat, d. i. die Zeit, 
welche der Mond nöthig hat, um von einem Knoten zu demselben Knoten 
zurückzukehren, kürzer als der siderische Monat; er hat eine Dauer von 27 Tg. 
5 Std. 5 Min. 36 Sek. 
2. Bewegung der Apsidenlinie. Wir haben bei Besprechung der 
Evection schon gesehen, daß die Sonne gleichsam das Streben hat, die Mond 
bahn nach sich hin langzuziehen, und dies muß einen Einfluß auf die Lage 
der großen Achse der Bahn haben. Man sieht wohl ein, daß im allgemeinen 
die große Achse der Sonne folgen, sich also in der Reihenfolge der Zeichen 
fortbewegen wird, so daß die Bahn ihre große Achse allmählich den verschie 
densten Punkten des Himmels zukelirt. Aber diese Aenderung ist wieder sehr 
unregelmäßig und aus Fort- und Rückschritt zusammengesetzt. Wenn nämlich 
die Apsidenlinie zur Sonne gerichtet ist, so geht, wenn das Perigäum der Sonne 
zugekehrt ist, die Apsidenlinie rückläufig, wenn das Apogäum nach der Sonne 
gerichtet ist, rechtläufig, und diese Bewegung ist die stärkere. Wenn aber die 
Apsidenlinie in die Quadraturen fällt, so ist die rückläufige Bewegung die 
größere. Das Resultat ist aber, wie schon gesagt, eine rechtläufige Be 
wegung der Apsidenlinie, und es beträgt dieselbe jährlich 40°,65, so daß 
nach 8 Jahren 310 Tg. 13 Std. 48 Min. 53 Sek. die Apsiden einen ganzen Um 
lauf vollendet haben. Perigäum und Apogäum rücken also dem Monde vor, und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.