Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper. 
Sterne in der Nähe des Horizontes erfahren; denn während z. B. die Sonne in 
größerer Höhe einen solchen Glanz zeigt, daß sie ohne Gefahr für die Augen 
nicht angeschaut werden kann, erscheint sie nahe am Horizonte, durch die in 
der Luft schwebenden Dünste getrübt, gewöhnlich als eine röthliche Scheibe, 
in die man zuweilen mit ungeschützten Augen schauen kann. Die kleineren 
Sterne sind nahe dem Horizonte fast gar nicht sichtbar, und können erst in 
größerer Höhe über dem Horizonte beobachtet werden. In dieser Höhe durch 
läuft das von ihnen ausgehende Licht die dichtesten Luftschichten auf einem 
kürzeren Wege, wie aus Fig. 23 durch Vergleichung des Lichtweges des Ster 
nes s mit dem des Sternes s" ersehen werden kann, und es .erfährt darum eine 
geringere Schwächung als am Horizonte. 
5. Terrestrische Refraction. Von der astronomischen Refraction muß 
man die terrestrische unterscheiden. Da nämlich zwischen uns und den auf 
der Erde befindlichen Gegenständen sich Luft befindet, durch welche hindurch 
das von den Gegenständen ausgehende Licht zu uns gelangt, so muß dadurch 
auch der Ort eines Gegenstandes verändert werden. Diese Veränderung ist um 
so bedeutender, je weiter der Gegenstand von uns entfernt ist; da aber nicht 
die ganze, sondern nur ein geringer Theil der Atmosphäre ablenkend wirkt, so 
ist im allgemeinen die terrestrische Kefraction viel geringer als die astrono 
mische ; sie beträgt z. B. für eine Entfernung von (3000 Fuß nur 5". 
6. Aenderung der scheinbaren Gestalt der Sonne und des Mon 
des durch die Kefraction. Einem aufmerksamen Beobachter der auf- und 
untergehenden Sonne oder des auf- und untergehenden Mondes kann es nicht 
entgehen zu bemerken, daß beide Körper zu dieser Zeit nicht als vollkommen kreis 
runde Scheiben erscheinen, sondern sich stets etwas von oben nach unten zu- 
sammengedrückt zeigen. Diese Erscheinung findet in der astronomischen Refraction 
ihre Erklärung. Wenn nämlich Sonne oder Mond eben aufgegangen oder im 
begriff sind, eben unterzugehen, so daß ihr unterer Rand den Horizont be 
rührt, so wird dieser untere Rand durch die Strahlenbrechung 33', der obere 
Rand aber, der bereits in etwa 32' Höhe steht (Sonne und Mond haben einen 
scheinbaren Durchmesser von etwa 32') nur 28', also 5' weniger, gehoben. 
Es wird dadurch der obere Rand der Scheibe dem untern um 5' genähert, und 
die Folge ist die längliche, zusammengedrückte Gestalt der Scheibe. Der rechte 
und linke Theil der Scheibe werden gleich stark gehoben, und mithin wird 
ihre Entfernung von einander nicht verändert. Da mit zunehmender Höhe 
die Strahlenbrechung rasch abnimmt, so ist die oben beschriebene Aenderung 
der Gestalt der Sonne und des Mondes nur in der Nähe des Horizontes wahr 
zunehmen. 
7. Scheinbare Näherung der Sonne und des Mondes durch die 
Refraction. Die Kefraction ist auch die Ursache, daß zur Zeit des Voll 
mondes Mond und Sonne zugleich über dem Horizont gesehen werden können, 
obwohl ihre Entfernung volle 180° beträgt. Besonders auffällig ist die Er 
scheinung, wenn eine Mondfinsternis bei dem eben aufgehenden Vollmonde sich
	        
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